Geschichtliches zum Goldkegel
Auffindung und erste wissenschaftliche Einordnung
Am Brentenberg, unweit dieses Denkmals, rodete 1953 Michael Dörner aus Ezelsdorf Baumwurzeln, um Feuerholz zu gewinnen. Nur wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche traf er dabei auf ein hinderliches Blech, welches er völlig zerhackte und achtlos zur Seite warf. Erst gegen Mittag, als die Sonne den Aprilschnee zu schmelzen begann und Licht auf die dünnen Blechteile fiel, wurde die Frau des Mannes, die gekommen war, um ihm sein Mittagessen zu bringen, auf die funkelnden Stücke aufmerksam. Sie sammelte diese sehr dünnen verzierten „Blechteilchen“ ein und brachte die Fundstücke zu einem im Ort ansässigen Zahnarzt. Dieser stellte durch eine Schmelzprobe fest, dass es sich wirklich um Gold handelte.
Auf Vermittlung durch den Nürnberger Kaufmann Gabriel wurden die Fragmente ins Germanische Nationalmuseum gebracht, wo sie der damalige Leiter der vor- und frühgeschichtlichen Sammlung, Dr. Georg Raschke, als Gegenstück zum Goldenen Hut von Schifferstadt erkannte und sie auch bald darauf ankaufen konnte. Bei den wenig später erfolgten Nachgrabungen kamen noch weitere Fragmente in einer Tiefe bis zu 80 cm zu Tage.
Datierung
Eine Datierung des Goldhutes kann nur im Vergleich mit den drei weiteren Vergleichsstücken vorgenommen werden: Der „Goldene Hut“ von Schifferstadt, 1835 gefunden, weist von den vier Kegeln die einfachste Verzierung auf. Drei mitgefundene Beile erlauben eine Datierung dieses Goldhutes in die späte Bronzezeit (1400–1200 v. Chr.). In Avanton bei Poitiers ist 1844 der „Cône d’Avanton“ entdeckt worden. Nähere Fundumstände sind nicht überliefert. Die Verzierungen auf diesem Stück sind detailreicher als die des Schifferstädter Goldhutes. Er wird zu Beginn der Urnenfelderkultur, um 1200 v. Chr., hergestellt worden sein.
Im Jahr 1996 wurde vom Museum für Vorund Frühgeschichte, Berlin, ein Goldhut ohne Fundangabe erworben. Aufgrund seiner komplexeren Verzierung wird er in die Urnenfelderzeit, zwischen dem 11. und dem 9. Jh. vor Christus datiert.
Der Ezeldorf-Bucher Goldkegel, 1953 gefunden, ist wohl der jüngste der vier bekannten Goldhüte. Nicht zuletzt weil seine Verzierung die meisten Varianten zeigt, wird seine Entstehung ebenfalls in der Zeit der Urnenfelderkultur, zwischen 11. und 9. Jh. vor Christus, angenommen.
Die Verbergung der Goldhüte
Rätselhaft ist noch immer, warum, wie und wann der Goldkegel von Ezelsdorf-Buch und seine Pendants im Erdboden vergraben wurden.
Der Goldkegel wurde als Einzelfund ohne Beifunde geborgen. Da bei der Nachuntersuchung durch Dr. Raschke noch in einer Tiefe von ca. 80 cm Fragmente des Goldkegels gefunden wurden, kann man vermuten, dass er aufrecht stehend vergraben worden war.Ganz ähnlich scheint, nach den Knicken zu urteilen, die bei ihm der Erddruck verursachte, auch der Berliner Goldhut senkrecht im Boden gestanden zu haben. Vom Schifferstädter Goldhut, 1835 entdeckt, ist durch einen genauen Fundbericht bekannt, dass er auf einer Sandsteinplatte stand und drei sog. Absatzbeile um ihn herum angelehnt waren. Vom „Cône d’Avanton“ sind die Fundumstände nicht näher beschrieben.
In ganz Europa werden immer wieder einzelne oder Gruppen von Gegenständen, sogenannte Hort- oder Depotfunde, entdeckt. Dabei kann es sich um Verstecke oder um Opferungen handeln. Geopfert wurde immer der persönliche Besitz der Opfernden.
Bei den Goldkegeln und weiteren in ganz Westeuropa verbreiteten, ebenfalls mit konzentrischen Kreismotiven verzierten goldenen Scheiben und Schalen, handelt es sich dagegen um Sakralgerät und damit wohl nicht um Opfergaben im eigentlichen Sinn. Man könnte vielmehr vermuten, dass derartige Gegenstände erst nach ihrer kultischen Verwendung, wohl erst am Ende der Bronzezeit vergraben wurden.
Die Menschen der Bronzezeit und ihr wichtigster Rohstoff
Zu Beginn des zweiten Jahrtausends vor Christus wurde Stein als Hauptwerkstoff, zur Herstellung von Waffen und Werkzeugen, durch ein neues Material, die Bronze, ersetzt. Bronze ist eine Legierung und besteht aus Kupfer
mit einer Zugabe von ca. 11 % Zinn. Die Technik der Härtung von Eisen mit Kohlenstoff zu Stahl wird erst mit Beginn der Eisenzeit um 800 v. Chr. bekannt.
Etwa ab 1100 vor Christus entstanden große befestigte Höhensiedlungen, wie auf dem nahe gelegenen Buchberg bei Neumarkt, dem Hesselberg nördlich des Nördlinger Ries oder dem Bullenheimer Berg, Lkr. Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim, deren Wallanlagen noch heute sichtbar sind. Das bereits vorhandene Handelsnetz wurde weiter ausgebaut, nicht zuletzt um das Zinn, das vorwiegend aus Cornwall in Südwestengland oder aus Afghanistan stammte und dringend zur Bronzeherstellung benötigt wurde, an seine Abnehmer zu bringen.
Die Beziehungen in weit entfernte Regionen führten auch zu einem regen kulturellen und technologischen Austausch.
Herstellung und Restaurierung
Der Goldhut ist vermutlich aus einem einzigen Stück Gold, das in etwa die Größe einer Streichholzschachtel hat, ohne Naht auf die Gesamtlänge ausgetrieben worden. Er hat heute eine Höhe von 88,3 cm, bei einem Durchmesser von maximal 21 cm. Die mittlere Materialstärke beträgt 0,078 mm. Damit wiegt der Goldhut in seinem heutigen Zustand 310 g. Würde das Gewicht der fehlenden Stücke (Krempe) berücksichtigt, ergäbe sich ein anzunehmendes Gesamtgewicht von 331,4 g.
Bei den 1953 erfolgten Nachgrabungen am Fundort wurde keine Krempe gefunden, jedoch weitere lose Fragmente. Ein ganz schmales Bronzeband mit Goldumwicklung stammt möglicherweise vom ehemaligen Krempenrand.
Bei der Restaurierung im Römisch-Germanischen-Zentralmuseum in Mainz wurden alle Fragmente auf einen mit Glasfaser verstärkten Kunstharzkegel aufgebracht. Die Fehlstellen wurden optisch angeglichen. Möglicherweise wurde der ursprüngliche Hut durch ein Leder- oder Filzfutter zusätzlich stabilisiert. Festigkeit gibt ihm aber vor allem seine wellblechartige Oberfläche mit den horizontalen gerippten Wülsten.
Geprägt wurde der Ezelsdorfer Goldhut mit verschiedenen Ornamenten/Symbolen. Insgesamt kamen zwanzig unterschiedliche Musterpunzen, sechs Ornamenträdchen und ein Zierkamm zum Einsatz.
Funktion des Goldhutes
Bis 1995 wurde die Interpretation des Goldhutes als Kultpfahlbekrönung weithin akzeptiert. Erst Sabine Gerloff plädierte in einem 1995 erschienenen Beitrag für seine Verwendung als Kopfbekrönung. Spätestens seit Bekanntwerden des Berliner Goldhutes bestehen keine Zweifel mehr, dass die vier Goldhüte Kopfbedeckungen mit Krempe waren. Die einem menschlichen Kopf entsprechenden Durchmesser des Schifferstädter und des Berliner Goldhutes sowie deren ovale Grundformen machen dies deutlich.
Charakteristisch für die gesamte Fundgruppe, zu der ja nicht nur die Goldkegel, sondern auch Goldkalotten, Goldgefäße und Goldscheiben mit ganz ähnlicher Kreisornamentik zählen, ist, dass sie meist als Einzelgegenstände verborgen wurden, sehr selten mit Beifunden und noch seltener als Grabbeigabe. Dass die Objekte, die wir als „Goldenes Sakralgerät“ der Bronzezeit ansprechen können, so selten als Grabbeigaben gefunden wurden, lässt vermuten, dass solche Gegenstände, die religiösen Handlungen dienten, nicht Besitz Einzelner waren. Vermutlich wurden diese Kopfbedeckungen bei sakralen Anlässen zwar von Priestern getragen, sie waren aber wohl nicht deren Besitz. Gold, als profaner Besitz Einzelner, tritt vermehrt erst in Gräbern der Hallstattzeit ab 800 v. Chr. auf.
Der Entschlüsselung des Ornaments ist Wilfried Menghin einen großen Schritt nähergekommen. Er konnte zeigen, dass es sich bei den goldenen Kegelhüten um „Manifestationen bronzezeitlicher Kalenderwerke“ handelt, indem er das komplexe Zahlengefüge und die Zahlenrhythmik erklärt, die im Ornament der Kreisverzierungen zu finden sind. Die Untersuchungen von Wilfried Menghin zeigen im Vergleich mit den drei weiteren erhaltenen Kegeln, dass die festgestellte Zahlenrhythmik frappierende Bezüge zu den stets wiederkehrenden Werten aufweist, wie sie bei astronomisch-kalendarischen Beobachtungen auftreten. Vermutlich sollte die Übertragung der Ergebnisse dieser so intensiven Beobachtung der Gestirne auf das Ornament des Kegels in magischer Weise die Verbindung des Priesters zur verehrten Gottheit, der Sonne, fördern. Man darf annehmen, dass der Beginn solcher Beobachtungen schon viele Generationen zuvor, spätestens im Mittelneolithikum, erfolgte. In dieser Zeit wurden die ersten Kreisgrabenanlagen (ähnlich Stonehenge) errichtet, die als Sakralorte und zur Beobachtung der Gestirne dienten.
Die Sammlung Vor- und Frühgeschichte
(200.000 v. Chr.–800 n. Chr.) im Germanischen Nationalmuseum Nbg.
Lange bevor es schriftliche Quellen gab, lernten die Menschen das Feuer zu beherrschen sowie den Gebrauch von Werkzeugen. Sie lebten von der Jagd und den Früchten, die ihnen die Natur bot. Damit begann die kulturelle Evolution.
Aspekte der Präsentation: Die Präsentation zeigt die Entwicklung von Werkzeugen, Schmuckstücken, Gefäßen und Waffen aus Europa: von der Steinzeit bis zum Karolingerreich. Die Ausstellung beginnt mit einem ca. 120.000 Jahre alten Faustkeil, einem aus Feuerstein hergestellten Universalwerkzeug. Zu den bedeutendsten Objekten zählen der Goldkegel von Ezelsdorf-Buch – die Kopfbedeckung eines bronzezeitlichen Sonnenpriesters.