Mit dem Start in Altdorf bei Nürnberg beginnt gleichsam eine Reise auf Eppeleins Spuren, da der Raubritter sich im Jahr 1381 in genau dieser Gegend aufhielt und schließlich in Postbauer-Heng, dem Endpunkt unserer Tour, aufgegriffen und zuletzt in der Veste Burgthann eingekerkert wurde. Die Schauplätze der Geschichte sind auch heute noch lebendige Zeitzeugen und geben der Wanderung ihren authentischen Rahmen.
Die vierte Etappe kann in zwei Abschnitten mit einer Zwischenstation in Burgthann gelaufen werden und erfordert vor allem auf der zweiten Teilstrecke bei der Besteigung des Dillbergs gutes Schuhwerk und etwas Ausdauer.
Wir beginnen unsere Wanderung am S-Bahnhof in Altdorf S2, wo wir unmittelbar rechter Hand der Gleise auf eine umfangreiche Wegetafel treffen. Diese weist uns die Richtung des Eppeleinswegs (
), der uns bis an den Ortsrand von Postbauer-Heng führen wird. Kurzerhand durchqueren wir den beschaulichen Ortskern von Altdorf und kommen schon bald unter zwei Eschen hindurch, die miteinander im Kronenraum verwachsen sind und auf diese Weise ein Tor bilden. Man sagt, dass sich unter diesem zauberhaften Baum frisch Vermählte küssen sollen...
Wenig später öffnet sich der Blick auf die historischen Fachwerkhäuser sowie Stadtmauer und Tortürme, wobei sich ein kleiner Abstecher in die Altstadt mit ihren Sehenswürdigkeiten lohnt.
Wir aber laufen geradeaus an zwei Weihern vorbei weiter, ehe wir einen Bauernhof passieren und schließlich die Straßen verlassen. Unser Weg bringt uns hinunter ins Pfaffental, dessen kleine Bachaue sich unter der Autobahnbrücke hindurch windet. Wir bleiben immer geradlinig auf dem zum Teil recht schmalen Pfad, der uns an alten Streuobstwiesen, dornigen Heckenbüschen und hügeligen Wiesen vorbeiführt. Hin und wieder hat man eine recht schöne Aussicht auf das umgebende Kulturland, bevor wir letztlich in den artenreichen Schluchtwald vor Prackenfels einmünden.
An dieser Stelle befindet sich die bekannte Teufelshöhle, die allerdings aufgrund von Einsturzgefahr nicht betreten werden kann. Wir wandern auf einem abenteuerlichen Waldpfad bergab zur Prethalmühle, die im Mittelalter als Postkutschenstation an der Route Nürnberg-Altdorf-Schwabach-Ansbach fungierte. Mit ihrer Lage im Schwarzachtal war sie zudem der Grenzpunkt zwischen dem Gebiet der freien Reichsstadt Nürnberg und der Oberpfalz (Neuböhmen).
Nachdem sie im Dreißigjährigen Krieg niederbrannte, baute man sie 1643 als heute noch stehendes Fachwerkgebäude wieder auf .
(Quelle: www.wikipedia.de)
Am Ende des kleinen Ortes überschreiten wir eine Brücke zu unserer Linken über die Schwarzach, halten uns zunächst links und steigen später rechts abbiegend durch abwechslungsreiche Wäldchen zur Widnau empor.
Alternativweg: Wer eine Rundtour bevorzugt, kann über Lochmannshof/Prackenfels auf dem Schwarzachtalweg (
) nach Grünsberg wandern. Hier befindet sich eine mittelalterliche Burg mit wertvollen Kunstschätzen, die in Führungen besichtigt werden kann.
Die Sophienquelle als größte Barockquelle nördlich der Alpen liegt in einem nahen Landschaftsgarten und kann in wenigen Minuten auf dem Ostbayerischen Jakobsweg (
) erreicht werden. Wir aber setzten unseren Weg nach Altdorf wenig oberhalb der Burg fort und folgen dem Wegweiser nach rechts Richtung Teufelskirche. Der schmale und abenteuerliche Pfad führt durch die wildromantische Teufelsschlucht und fasziniert besonders im Winter durch die zahlreichen bizarren, gefrorenen Wasserfälle.
Bei der Rhätsandsteinschlucht handelt es sich um ein europaweit bedeutendes Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet mit selten gewordenen Baum- und Pflanzenarten sowie Tieren wie der Gelbbauchunke, dem Feuersalamander oder dem Eisvogel an und in den naturnahen Wasserläufen. Am Ende der Schlucht sprudeln dem Wanderer mehrere Wasserfälle in dem Naturdenkmal Teufelskirche entgegen, und wir nehmen den Treppensteig in den höher gelegenen Wald. Dort folgen wir dem Altdorfer Rundwanderweg (
) über die kleine Brücke aus dem Dunkel des Waldes zurück nach Altdorf.
Über dem Schwarzachtal ragen mächtige Kalkfelsen mit kleinen Höhlen als geschützte Naturdenkmäler an den Flanken des Heinzelbergs empor, dessen agrarische, kalkreiche Hochfläche wir nach einem wackeren Anstieg erreichen. Vor uns liegt der alte Ortskern von Westhaid, den wir nach rechts durchqueren.
Am Ende des landwirtschaftlich geprägten Dorfes folgen wir dem Asphaltsträßchen, das uns bald eine wildromantische Rhätsandsteinschlucht zur Linken zeigt. Am Ortsrand von Burgthann gelangen wir auf die Gibitzenhofstraße, von der aus man bereits eine gute Sicht auf die über dem Ort gelegene Veste hat. Nachdem wir eine Mühle passiert und den Schwarzenbach geradeaus überquert haben, besteht die Möglichkeit, auf dem großen Naturspielplatz Brotzeit zu machen oder in einem der Landgasthäuser im Ortskern an der Schwarzachstraße einzukehren.
Hinter dem Gasthaus Grünes Tal steigen wir auf einem recht steilen Fußweg zur Burg von Burgthann empor und kommen auf halber Strecke an einem Naturdenkmal mächtiger alter Eichen vorbei. Bald schon können wir eine wunderbare Aussicht auf das Schwarzachtal und den Ort im Grund genießen.
Die Burgthann selbst wurde um 1160 erbaut und beherbergte einen Rittersaal in der Hauptburg sowie eine Burgkapelle innerhalb der Anlage und war gegen Angriffe durch Wehrgänge auf den Mauern, einen Burggraben mit Zugbrücke sowie einen massiven Burgturm gewappnet. Ab 1287 war die gesamte Anlage für ein Jahr im Besitz von Herzog Ludwig von Baiern, bis sie schließlich 1288 an die Burggrafen von Nürnberg überging.
Schließlich gehörte die Burg seit 1347 der Gräfin Kunigunde von Orlamünde, wechselte in den folgenden Jahrhunderten mehrfach den Besitzer und ist heute seit 1988 im Gemeindebesitz Burgthann. Nach zahlreichen Sanierungsarbeiten ist die Burg nun Standort des Heimat- und Kanalmuseums sowie Schauplatz für das Eppelein-Festspiel, das seit 2005 im dreijährigen Turnus stattfindet.
Den historischen Hintergrund bildet die eintägige Einkerkerung des Raubritters Eppelein von Gailingen 1381 im Burgturm von Burgthann vor seiner Hinrichtung in Neumarkt .
(Quelle: www.burgthann.de; www.eppelein-festspiel.de)
Auf der Burgstraße, die von der Burgthann wegführt, bringt uns
bis zum Rathausplatz, von wo es nach halblinks auf der Bergstraße in den höher gelegenen Ortsteil hinaufgeht. (Wer von Burgthann aus mit dem Zug nach Nürnberg oder Neumarkt zurückfahren möchte, kann vom Alten Kanal aus mit der Markierung
und
zum Bahnhof Burgthann wandern.) Nachdem wir nach halblinks auf den Kanalweg eingezweigt sind, verlassen wir den Ort und wandern nach links in den nahen Stadtwald. So gelangen wir zum alten Ludwig-Donau-Main-Kanal, auf dessen nördlicher Seite wir bis zu einem Gasthaus am Beginn von Schwarzenbach lustwandeln.
Der 173 km lange Kanal wurde unter Ludwig I. von Bayern ab 1836 bis 1845 mit bis zu 9000 Arbeitern als Wasserstraße zwischen Bamberg (Main) und Kelheim (Donau) gebaut. Somit konnte eine räumliche Integration der neuen fränkischen Gebiete mit den bayerischen Stammregionen vorangetrieben werden. Zum Transport von Handelsgut wurden von Pferden getreidelte, bis 120 Tonnen schwere Lastkähne benutzt, wobei eine Fahrt über die komplette Kanalroute aufgrund der hinderlichen Schleusen fünf oder sechs Tage dauerte.
Nachdem allmählich seit 1865, spätestens aber seit 1900, die Bedeutung des Kanals aufgrund der immer wichtiger werdenden Bahn auf ein nur noch regionales Interesse zusammenschrumpfte, wurde der Warenschiffsverkehr 1950 gänzlich eingestellt, und das Gesamtbauwerk als technische Pionierleistung - besonders hinsichtlich der Querung der Frankenalb - letztlich unter Denkmalschutz gestellt. Vorbei an Sauergräsern, alten Obstbäumen und verschiedenen Laubgehölzen stößt man schon zu Beginn der Kanalstrecke auf den Distellochdamm und einen steilen Abhang mit weit ausladenden, mächtigen Solitärfichten. Am Beginn von Schwarzenbach schließlich überqueren wir die Holzbrücke und erreichen bald darauf das am anderen Ufer gelegene Peunting.
Im alten Ortsteil mit seinen lichten Streuobstwiesen und Feuchte liebenden Ufergehölzen am nahen See werden vor allem Kinder ihren Spaß an den schnatternden Gänsen und blökenden Schafen mit ihren Jungen haben. Hinter dem Nutztiergehege biegen wir nun aber nach rechts auf die offene Landwirtschaftsebene mit einer weiten Aussicht auf das Umland ab. Wir folgen bald dem Fahrweg linker Hand hinauf in den Wald, in dem das leuchtende Grün der dicht stehenden Fichten einen faszinierenden und verwunschenen Abschnitt der Etappe einläutet.
Auf wurzeligen Pfaden gewinnen wir bei unserem Aufstieg über den Brentenberg zum Rande des Dillbergs immer mehr an Höhe und durchschreiten dabei merklich eine Schichtgrenze von staunassen Tonen zu lockeren Sanden. Je höher wir kommen, desto mehr verändert sich auch die Vegetation: Denn mit einem Mal wird der Fichten-Föhren-Wald mit Eintritt auf die Hochebene von zum Teil stattlichen Buchen abgelöst. Wir kommen dabei auf bisweilen breiter gewordenen Forstwegen an Waldlichtungen, Schlehenbüschen und Hecken gesäumten Wiesen vorbei, ehe wir endlich am südwestlichen Abhang des Dillbergs auf einem schmalen Pfad zügig nach Buch hinabwandern. Unterwegs, auf der Dillberg-Hochfläche, stoßen wir auf den neu errichteten Poesieweg, der die aussichtsreichen Höhen mit besinnlichen wie amüsanten Aphorismen garniert.
Von hier hat man eine grandiose Aussicht auf die südlichen Ebenen und die typische Kulturlandschaft rund um den Zeugenberg, die uns als Heimat so vertraut ist. In der Ortschaft, die wir nun durchqueren, passieren wir eine hübsche kleine Kapelle am nahen Gasthof mit schöner Hochterrasse und treffen auf den Themenrundweg zum Ezelsdorfer Goldkegel. Dieser prähistorische Kultgegenstand aus der späten Bronzezeit (1500-1000 B.C.) wurde 1953 in der Flur nahe Buch im Waldboden gefunden und ist heute ein bedeutendes Ausstellungsstück im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Der Goldkegel stammt wohl von Urnenfeldleuten und weist vermutlich auf einen Sonnenkult der damaligen Zeit hin.
(Quelle: www.burgthann.de)
Am Ende von Buch gelangen wir hinter einer Sitzbank unter Schatten spendenden Bäumen und einem ländlichen Kruzifix inmitten der offenen Kulturlandschaft in den nahen Fichtenforst des Gitzberges. Sobald wir aber wenig später wieder aus dem Dickicht herausgetreten sind, können wir vor uns die Silhouette von Postbauer-Heng erspähen. Es sind nur noch einige Schritte nach links am Waldrand entlang und dann nach rechts bis zum Sportplatz (mit Gasthaus), bis wir auf den Rundwegen
und
durch eine kleine Unterführung zu unserer Linken gehen. Auf diesem Weg erreichen wir nach wenigen Augenblicken den Bahnhof von Postbauer-Heng.
Der Markt selbst besteht in seiner Form aus den zwei Orten Postbauer und Heng seit der Gebietsreform 1971. Die älteste Kirche in Heng, die Jakobuskirche, geht auf das Jahr 1037 zurück, wo hingegen in Postbauer das Deutschordensschloss, das heutige Haus der Kultur, und die gleichnamige Kirche an die Zeit des Deutschordens (Pflegamt von 1208 bis 1805) erinnern. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Sankt Johannes-Kirche (1724) in Postbauer, während man im Naturerlebnisbad schöne Stunden verbringen kann. Es besteht abschließend natürlich die Möglichkeit, in einem der vielen Gasthäuser einzukehren.
Besonders sei diesbezüglich noch auf folgende historische Begebenheit verwiesen: Eppelein von Gailingen wurde bei einem Zechgelage mit seinen Kumpanen in Postbauer 1381 im Gasthaus „Zum Schwarzen Kreuz" an die Stadt Nürnberg verraten und von einer entsandten Söldnertruppe festgenommen. Auch heute noch kann man diesen geschichtsträchtigen Ort aufsuchen und zu Speis und Trank einkehren.
(Quelle: www.wikipedia.de; www.postbauer-heng.de)