Genusstour durch kleine Flusstäler, urfränkische Dörfer und Weinberge
Vorwort
Vorwort
Durch kleine Flusstäler und urfränkische Dörfer zu bekannten Weinbergen: Der südliche Steigerwald hat viel zu bieten!
Zwischen Aisch und Zenn machen kleine Sträßchen und befestigte Wege in idyllischen unbekannten Flusstälchen allein schon das Radfahren zum Genuss. Und obendrauf die kulinarischen Genüsse der Region!
Es gilt: Je weiter südlich und westlich, desto mehr Weinfranken, aber an Brauereien ist auch kein Mangel: Gutes Bier gibt’s in Franken immer und überall, sowieso und außerdem.
Die Täler der kleinen Flüsschen, wie der „Kleinen Ehe“, der „Großen Ehe“ oder der „Tief“ sind geprägt von Landwirtschaft und Weinbau. Hier gibt es sie noch: die kleinen ursprünglichen Weinberge, die besonderen Lagen für Weinjahrgänge in limitierter Auflage.
Die zahlreichen Weinorte mit all ihren Heckenwirtschaften und Weinstuben, haben ihr dörfliches Flair erhalten. Die kleinstrukturierten Rebflächen, eingebettet zwischen Streuobstwiesen und Hecken, geben ein günstiges Kleinklima für einen körperreichen und bekömmlichen Wein.
Zusammen mit den Talauen und ihren kleinen, aber wohlbefestigten, meistens geteerten Wegen und den artenreichen Wäldern dazwischen, ist der südliche Steigerwald wie gemacht zum – im doppelten Sinne – genussreichen Radfahren.
Karte
Karte
Wegbeschreibung
Wegbeschreibung
Neustadt a. d. Aisch Bahnhof
Markt Erlbach Bahnhof
Hinweise
• Der VGN bringt Sie nach Neustadt/Aisch und holt Sie am Schluss in Ipsheim oder Markt Erlbach wieder ab, aber bitte immer mit den Dieseltriebwagen der Mittelfrankenbahn ().
• Für die entspannte Anreise nach Neustadt/Aisch nutzen Sie bitte die Regionalbahn . Von Nürnberg über Fürth (hier aus Richtung Bamberg zusteigen) dauert das nur wenige Minuten länger als im stark frequentierten RE. In der RB finden Sie viel leichter Platz für sich und ihr Fahrrad !
• Ein einziges Ticket genügt für 2 Erwachsene samt Fahrrädern – das TagesTicket Plus – für Hin- und Rückfahrt gilt am Wochenende und an Feiertagen sogar noch am nächsten Tag.
WW = Wegweiser
Meistens folgt unser Weg den Steigerwald-Radwegweisern (grüner Radler auf weißem Grund in unterschiedlichen Varianten: Steigerwald-Höhenweg / Vom Main zur Aisch I / Vom Main zur Aisch II). Wo diese fehlen, zugewachsen oder nicht eindeutig sind, ist es in der Beschreibung angeben.
Im Allgemeinen gilt: Ist kein Wegweiser (WW) da, so geht es geradeaus weiter!
Tourencharakter
Etappe 1:
Im Prinzip nur leicht hügelig. Fast ebene und schöne, verkehrsarme, meist geteerte Wege im Ehebachtal und anderen kleinen Flusstälern mit nur ganz wenigen kürzeren, steileren Anstiegen. Der erste ist gleich zum Auftakt hinter Neustadt zu bewältigen, der zweite bei km 32 zur Freimarkung Osing hinauf. Einige Hügel, die man dann auch schön hinunterflitzen kann, wie der zum Schluss nach Bad Windsheim, gibt’s auch noch bei Etappe 1.
Etappe 2 (ab km 44 – Bad Windsheim)
Zunächst eben im Aischtal, ab Weimersheim (km 52) geht’s dann richtig rauf und danach auf der Höhe immer wieder rauf und runter auf kleinen Sträßchen bis Markt Erlbach. Durch die schöne abwechslungsreiche, nahezu autofreie Landschaft und immer wieder andere Ausblicke wird man dafür aber mehr als entschädigt. Wer nimmer rauf will: Alternativ gibt’s in Etappe 2 eine Bergab-Variante ab km 52 zum Bahnhof Ipsheim.
Abkürzung und Bergab-Variante
Fränkische Dörfchen und Dörfer mit historischen, gut erhaltenen und restaurierten, sehenswerten Ortkernen erwarten den Genussradfahrer. Einkehren, durchschnaufen, die Seele baumeln lassen – viele gute Möglichkeiten gibt’s dazu auf dieser Strecke. Um viel zu sehen, ganz entspannt zu fahren und öfters einzukehren kann Etappe 1 (Neustadt – Bad Windsheim: 44 km) gekürzt werden, indem man erst ab Markt Bibart startet (30 km).
Für Etappe 2 (Bad Windsheim – Markt Erlbach: 23,7 km) gibt es eine weniger anstrengende Bergab-Variante: Schon nach 9 km kann man es ab Weimersheim, statt auf die Höhe zu fahren, recht unangestrengt hinab zum Abkürzung und Bergab-Variante Bahnhof Ipsheim rollen lassen und damit die Etappe 2 auf 18,8 km kürzen – und sich dort vielleicht zum Abschluss in einer der zahlreichen Weinstuben einen guten Schoppen gönnen. Die Züge fahren generell bis spät am Abend, so dass man die Tour entspannt ausklingen lassen kann. Oder auch gleich dableiben und Übernachten: Samstags beginnen, den Abend genießen, Sonntagsfrühstück, dann weiter.
Das samstags gekaufte TagesTicket Plus gilt beim VGN auch noch am Sonntag. Diese Zwei-Tage-Regelung gibt’s ebenso, wenn der Montag ein Feiertag ist, wie an Ostern oder Pfingsten: Am Sonntag gekauft ist auch der Feiertagsmontag mit drin!
Es wird sehr viel angeboten an Weinproben, Führungen, Museen und ähnliches, sodass eine längere Radtour dabei nicht immer zu machen ist. Mit Bahn und Rad sind Sie mobil und flexibel und können sich die Rosinen, oder anders gesagt – die besten Weintrauben samt ihrer Erzeugnisse – herauspicken und Teilabschnitte auswählen. Die Bahnlinien im Aischtal RB 81 (Neustadt, Ipsheim, Bad Windsheim) und Zenntal RB 12 (Markt Erlbach) werden regelmäßig – meist stündlich – bedient und fahren bis spät am Abend. Nehmen Sie sich Zeit zum Genießen! Immer wieder kommen lohnt sich.
Detaillierte Wegbeschreibung
Etappe 1: Neustadt – Bad Windsheim (43,7 km)
Vor dem Bahnhof Neustadt folgen wir der Straße nach rechts bergab bis zur B 470. An dieser verkehrsreichen Straße mit mehreren roten Ampeln macht das Radfahren auf dem ausgeschilderten Radweg keinen Spaß.
Deshalb queren wir sie gleich hier beim Zebrastreifen zur Linken. Ein geteerter Weg führt leicht links versetzt (zwischen Blumenwiese und Hausnr. 8) in den ruhigeren Aischgrund. Hier rechts, dann geradeaus bis zur Straße vor und nach links über die Aisch-Brücke. Hier beginnen die Markierungen: Geradeaus weiter – die B 8 wird gequert – leiten uns diverse Rad-WW nach Hanbach.
Die Steigung gleich zu Beginn soll uns nicht abschrecken. Mit frischen Kräften sind die 60 Höhenmeter rasch bezwungen. Einen Rundblick weit übers Land nach Westen und rückwärts nach Norden gibt’s obendrauf, dazu bunte Blumenwiesen und goldgelbe oder sattgrüne Felder. Flott und mühelos sausen wir auf dem kleinen kurvigen Sträßchen durch schönen Mischwald hinunter nach Hanbach.
Nanu, auf dem Ortsschild steht „Stübach“? Nicht erschrecken, stimmt schon, Hanbach ist ein Ortsteil von Stübach.
Nach dem „Daily Bistro“ unten an der Ortsstraße links ab, das Stück bis zum Radwegende in der Kurve vorfahren und hier wieder links (WW: Vom Main zur Aisch 1 – MA I ).
Aha, da ist es ja! Das Ortsschild Hanbach am Ortsende, allerdings hat’s ein Spaßvogel umgedreht*. Bis Baudenbach stimmt auch der Talauenweg 4, der uns jetzt eben nach Hambühl führt.
Unterwegs, am Waldrand links, klärt eine Infotafel „Waldaufteilung der Rechtlergemeinschaft Hambühl“ über interessante Zusammenhänge zwischen Landbesitz und Nutzungsrechten auf: Bis 1974 gehörten Grund und Boden der Gemeinde und das Holz den Rechtlern. Jetzt ist es ein Genossenschaftswald dessen Einzelparzellen im Losverfahren mit Wertausgleich vergeben werden. Das war früher weit verbreitet. Bundesweit bekannt und auch ein Medienspektakel, ist die Osingverlosung am Osing, wo wir später vorbeikommen.
Mit dem WW MA I nach Hambühl hinein und weiter. Schöner verkehrsberuhigter gepflasterter Ortskern um die Kirche herum. Rechts übers Brücklein am Fluss (Tafel Fischereilehrpfad) auf schmalem Plattenweg idyllisch hinüber nach Baudenbach. Der Fachwerkkirchturm, typisch für die Gegend hier, schaut schon herüber.
Wir folgen dem WW Talauenweg 4 durch den Ort, mit einem Blick am Marktplatz hinüber zum markanten Brunnen von 1544 mit vier wuchtigen runden steinernen Säulen und Pyramidendach.
Auffällig sind, an der Weggabelung kurz vor dem Ortseingang von Baudenbach, zwei unterschiedlich geformte spätmittelalterliche Steinkreuze ohne Inschrift – wahrscheinlich Sühnekreuze, die zur Sühne für einen begangenen Mord oder Totschlag errichtet wurden. Diese sind in Franken weit verbreitet. Die Vorübergehenden sollten angehalten werden, Fürbitten für den Getöteten zu leisten, da dieser ohne Sterbesakramente sterben musste.
Kurz vor dem Ortsausgang, beim ehemaligen „Unteren Tor“ (ovale Gedenktafel) zur Rechten, biegen wir links in die Raiffeisenstraße ein und vor dem ersten Gebäude gleich wieder rechts.
Nun geht’s mit dem WW Talauenweg 3 auf dem Radweg nach Langenfeld. Zusammen mit dem WW MA II führt das kleine Flursträßchen durch das Ehe- und Tiefenbachtal bis wir auf die Autostraße nach Ullstadt stoßen.
Links ab geht’s durch die prächtige Kastanienallee – wie aus dem Märchenbuch – in den Ort.
Und da ist auch schon das mächtige Wasserschloss, bestimmt eines der schönsten barocken Landschlösser Frankens. Gekrönte Löwen mit einem fürstbischöflichen Wappenschild zieren die inneren Torpfosten.
Sie gehörten einst zum Reuther Tor in Forchheim, bevor sie Freiherr von Franckenstein für sein Schloss erwarb. Die schöne schattenspendende Kastanienallee setzt sich noch geradeaus durch den großzügigen Schlosspark fort. Wir aber bleiben auf der Straße, die beim Schloss rechts um die Kurve führt und an der kleinen Kirche vorbeigeht.
Freiherr von Franckenstein?
Hat das was mit dem Monster zu tun?
Spannende Geschichten! Jawohl, das 1718–1725 nach den Plänen von Johann Dientzenhofer erbaute Hauptschloss ist heute noch von den Franckensteins bewohnt. Schon oft wurde Baron v. Franckenstein auf seine Namensverwandtschaft mit dem Monster Victor Frankenstein angesprochen und den hat ja bekanntlich die Britin Mary Shelley 1818 als Romanfigur erschaffen.
Tatsächlich ist der Stammsitz der Familie die Burg Frankenstein bei Darmstadt-Eberstadt. Und diese Burg hat Mary Shelly, kurz bevor sie ihren meisterhaften Roman schrieb, auch wirklich besucht! Außerdem gebe es dazu noch diesen geheimnisvollen Briefwechsel vom bekannten Märchenerzähler Jakob Grimm mit Shellys Schwiegermutter! 1673 wird darin von dem Zauberer Johann Konrad Dippel berichtet, der auf der dortigen Burg Frankenstein aus Leichenteilen neue Wesen erschaffen haben soll, was Mary Shelly dann den Anstoss zu dem berühmtberüchtigt schauderhaften Roman gab!
Soweit die Berührungspunkte zu jenen jahrhundertealten Schauergeschichten. Wie dem auch sei, die Franckensteins stammen sicher von daher, verließen aber diese Burg schon 1662, also 150 Jahre vor Erscheinen des Romans. Ein Zweig dieser Familie wurde und ist seitdem hier in Ullstadt sesshaft und so bewohnen aktuell Paul Freiherr von und zu Franckenstein und seine Frau Marili mit ihren sieben Kinder (Stand: 2014) das Hauptschloss, das in den 1990ern mit großem finanziellem und persönlichem Engagement restauriert wurde.
Der Schlossherr, ein studierter Jurist, ist Land- und Forstwirt seiner großen Ländereien. Und leidenschaftlicher Jäger, adelstypisch für seine Vorfahren und ihn. Im Kochtopf (und auf dem Markt) landet zwar so manches fachgerecht zerlegte Wildbret, aber damit hat sich‘s auch schon und mit Mary Shellys romanhaftem Leichenfledderer Victor ... nein, damit hat er sicher rein gar nichts mehr zu tun ...
Quelle:
http://www.djz.de/jagdpraxis/2870-paul-freiherr-von-und-zu-franckenstein
Der westlich von Meierei und Schlosshof liegende sandsteinummauerte Schlossgarten mit dem „Salettl“, einem verputzen Pavillon, ist am Wochenende zur Besichtigung geöffnet.
Wir fahren nun immer geradeaus weiter und gelangen eben und autofrei mit WW Talauenweg 3 durchs Tiefenbachtal nach Hürfeld.
Unmittelbar vor Hürfeld leicht rechts versetzt die Hauptstraße queren (derzeit im Neubau – Stand: 11/2016), dem Verbundpflasterweg am südlichen Ortsrand zur Hauptstraße folgen, hier links ab zum Ortsausgang und weiter nach Rüdern. Immer leicht steigend begleitet uns hier der WW MA.
Achtung! In Rüdern geht’s links ab! Der efeuberankte Wegweiser am dicken Baumstamm schaut zwar urig aus, ist aber im Sommer fast unsichtbar zugewachsen.
Nun geht’s bergab und flott hinab nach Sugenheim. Im Ort links in die Wiesenstraße und dann rechts in die Schulstraße. Auf der linken Seite kommt nun zuerst das Neue Schloss aus dem 16. Jahrhundert, dann das Alte Schloss aus dem 14. Jahrhundert – ein ehemaliges Wasserschloss mit vier markanten Ecktürmen.
Vis-à-vis des Schlosses lockt der Gasthof Ehegrund. Hier kann man schön im Freien sitzen. Wein oder Bier? Das ist hier die Frage! Beides ist bestens und stammt aus der unmittelbaren Region.
Der jetzige Hauptbau geht nach Renovierungen und Umbauten auf das frühe 19. Jh. zurück. 150 Jahre stand das prächtige Schloss leer, dann erwarben es Jan und Manuela Kube und sanierten es behutsam und denkmalgerecht, bevor sie darin 1988 das umfangreiche und sehenswerte Spielzeugmuseum eröffneten. Sehr sehenswert, denn aus den Kinderzimmern vergangener Epochen wecken Puppen, Puppenstuben und -küchen, Schaukelpferde, Blechspielzeug, Spiele, Kinderbücher und Zinnfiguren nostalgische Erinnerungen. Nehmen Sie sich ein bisschen Zeit! Zudem können der opulente Renaissance-Saal und die Hauskapelle besichtigt werden.
Geöffnet: Von Karfreitag bis zum 1. Advent immer samstags, sonn- und feiertags von 14–17 Uhr. Für angemeldete Gruppen ab 15 Personen sind jederzeit Sonderöffnungen möglich.
Eintritt: Erwachsene 3,50 €, Kinder und Jugendlichevon 6 bis 16 Jahre 1,00 €, Kinder unter 6 frei
Quelle: http://www.kunstsammlungen-sugenheim.de/spielzeugmuseum
Für Kinder
Ein guter Platz für eine Pause mit Kindern und mitgebrachter Brotzeit ist auch der etwas versteckt gelegene große schöne Spielplatz im Ehegrund: Den Gasthof zur Rechten, den Eingang zum Schloss zur Linken der Straße ca. 200 m folgen, dann rechts herum zum bestens ausgestatteten Spielplatz mit Brotzeitbänken und zahlreichen Spielgeräten neben dem Flüsschens Ehe.
Für den Weiterweg vom Alten Schloss der Hauptstraße nach Südwesten (Schloss zur Rechten, Gasthaus Ehegrund zur Linken) durch den historischen Ortskern folgen. Sehenswert und fotogen kommt zur Linken nach ca. 200 m das Deutenheimer Tor von 1602. Geradeaus weiter zieht die „Bronzehand mit Stimmgabel“ die Blicke auf sich.
Bis Markt Nordheim geht’s nun durch Wiesen und Felder im Ehegrund: ca. 300 m nach dem Ortsende Sugenheim links in den Talgrund fahren, an der Verzweigung dem bisherigen „Hauptweg“ folgen, dann ein Stück weiter vorne an der Straße rechts versetzt weiter (kein WW in Fahrtrichtung). In Etzelheim (ohne WW) links ab, auf die Hauptstraße. Gleich hinter dem Ortsausgangsschild (ohne WW) links, an der Verzweigung wieder links, die Autostraße (kein WW in Fahrtrichtung) geradeaus queren und hinein nach Markt Nordheim. Unser Weg führt schon vor dem kleinen See am Ortseingang links hinüber zu Schloss Seehaus.
Trotzdem sollten Sie einen Abstecher in den historischen Ortskern nicht versäumen: Geradeaus am See geht’s weiter in dieses fränkische Bilderbuchdorf. Romantischer Weinort, Bayrisches Golddorf 2007! Hier gibt’s schöne Rastplätze am Bach, der mitten durch den Ort fließt, die alte Mühle, Brunnen, Gasthäuser, Kirche, stille Winkel – viel gibt’s zu sehen. Einige Winzer schenken Wein aus den umliegenden Weinbergen aus, den Anstieg rechts hinauf findet sich eine Gastwirtschaft mit Fernblick-Terrasse.
Nach dem Abstecher zum See zurück und rechts hinüber zu Schloss Seehaus! Den Wegweiser nach Krautostheim (nach links) lassen wir unbeachtet, das Schlosstor lockt uns mehr, zieht uns quasi hinein. Also geradeaus drauf zu und durch das Torhaus auf öffentlichem Radweg in die Schlossanlage.
Durch das Schlossgelände hindurch, dann rechts und nochmal rechts, gelangen wir zur Straße nach Krautostheim.
Schloss Seehaus
Hier drinnen werden ab und zu musikalische Dinners bei Kerzenschein und manches mehr geboten. Das Schloss hat 40 Zimmer, kostet entsprechend Unterhalt und wer hier Schlossherr ist, muss sich was einfallen lassen! Ursprünglich diente die typische dreiflügelige barocke Anlage den Verwaltungszwecken der Grafen von Schwarzenberg: So wurde etwa der„Zehnt“ von den Lehen hier eingetrieben, es gab Gerichtsbarkeit in Form von kleinen Haftzellen und Verhandlungssaal, die hier vom fürstlichen Stammsitz vom 10 km entfernten Scheinfeld ausgelagert waren. Ehemals umgab das Schloss wirklich ein See, der aber um 1800 trockengelegt und in Weideland umgewandelt wurde. Heutzutage finden in dem gut erhaltenen und renovierten Schloss öffentliche Konzerte und Bälle statt, man kann es für private Feierlichkeiten, Hochzeiten etc. mieten. Gartensaal, Billiard, ein Festsaal für 100 Personen u.v.m. sind vorhanden, es steht für Seminare und Weinproben offen, aber auch musikalische Dinners bei Kerzenschein und sogar Meisterkurse in verschiedenen Musikdisziplinen ergänzen das umfangreiche Konzertprogramm. Die hervorragende Akustik in der Kapelle nutzen nicht nur Orchester und Chöre für CD-Aufnahmen, auch der Bayrische Rundfunk hat hier schon produziert!
Quelle und Veranstaltungsinfos: www.schloss-seehaus.de
Aus dem ursprünglichen Ostheim wurde schon vor Jahrhunderten „Krautostheim“, denn das Blau- und Weißkraut gedeiht hier besonders gut. Das liegt am gehaltvollen Torfboden, dem Ried, entstanden durch regelmäßige Überschwemmungen. Zwei Höfe bauen noch über den Eigenbedarf hinaus Kohlköpfe an. 20.000 sind es bei Familie Rabenstein, die – wie auch bei Familie Neuser – in reiner Handarbeit geerntet und geputzt werden.
Ende September kann man dann beim alljährlichen Dorffest die verschiedensten Krautgerichte probieren. Regionalprodukte aus Eigenproduktion wie Kren, Honig, Schnäpse etc. werden ebenso wie Kartoffeln zum Verkauf angeboten. Die Kohlköpfe trägt so mancher in 10-25 kg Säcken heim, um daraus sein eigens Sauerkraut herzustellen. Quelle samt Rezepttipp:
http://aus-meinem-kochtopf.de/das-krautfest-in-krautostheim
In Krautostheim an der ersten Kreuzung geradeaus auf die Hauptstraße (Ri. Deutenheim) fahren, dann aber aufpassen und an der kleinen Einmündung nach dem Gasthaus „Zur Krone“ rechts abbiegen, WW Osing 1,5 km (kein Rad-WW).
Obstbaumgesäumt geht es nun etwas steiler bergan zur Osing-Hütte! Offen ist sie immer, mit Infotafeln und Brotzeittischen bestückt, für eine erholsame Rast bei jeder Witterung. Ein Kehrbesen steht im Eck (nein, nicht wegen der Brotkrümmel – siehe Hinweisschild), ein Gästebuch liegt auch aus.
Am 3. Augustwochenende (Hinweis im Ort: Schild „Osingfest“) hat man Glück: Der Anstieg wird beim alljährlichen Osingfest mit Bier und Bewirtung vor der Osinghütte am Osingsee belohnt!
Der Osing
Eine Sage erzählt, Kaiserin Kunigunde, die Gemahlin Kaiser Heinrichs des II., habe sich um das Jahr 1000 herum auf dem Ritt von Bad Windsheim her, in dem damals dicht bewaldeten Gebiet verirrt und nur durch das Läuten der Abendglocken der vier Osingorte Herbolzheim, Humbrechtsau, Rüdisbronn und Krautostheim wieder aus dem Waldherausgefunden. Aus Dankbarkeit schenkte sie den 4 Orten das Land am Osing.
Und wirklich, die Landschaft hat etwas Sagenumwobenes und zumindest eine wunderbare Aussicht. Idyllisch liegt der See neben der Hütte. Über Getreidefelder, Wiesen und Wälder schweift der Blick weit umher.
Ehemals, so muss man es sich vorstellen, waren die Hügel mit Burgen, Schlössern und Wachtürmen gekrönt. Diese sind längst verfallen oder zerstört, aber ein bedeutsames Ereignis aus alten Zeiten – immaterielles Kulturerbe sozusagen – hat sich bis heute erstaunlicherweise erhalten, nämlich die Osingverlosung.
Was ist aber nun „der Osing“?
Zunächst ein Bergrücken mit ca. 14 km2, das ganze Osinggebiet aber außerdem eine uralte „Freimarkung“, einmalig auch in der Größe in Europa.
Gut informiert sind nach einer Pause die restlichen Höhenmeter auf dem kleinen Bergsträßchen gleich geschafft. Wir flitzen flott und froh hinab nach Humbrechtsau, fahren unten an der Hauptstraße links und dann gleich wieder rechts in den kleinen Teerweg hinein. Rad WW 2-3
Nochmal geht’s einen Hügel hinauf, linkerhand viele altertümliche verschlossene alte Keller, rechts hinüber Rückblickfernschau auf die bisherigeTour und oben ein schöner jahrhundertealter Hutewald, eine landschaftliche Besonderheit, denoch vielfach verbreitet im südlichen Steigerwald.
Ein großes Ereignis: Die Osingverlosung
Was das Dorf Krautostheim bundesweit zu etwas ganz Besonderem macht, ist nicht nur die Zugehörigkeit zur sogenannten Freimarkung „Osing“, sondern das aufwendige Ritual der 10-jährig stattfindenden Verlosung der landwirtschaftliche Nutzfläche von 274 ha.
Seit dem 15. Jahrhundert, oder sogar noch früher, wird diese nach denselben strikten Regeln an die 178 Rechtler aus den vier Osing-Gemeinden verteilt. Über all die Jahrhunderte hinweg ging sie nie in Privatbesitz über. Auf ihr Haus oder ihren Hof haben die sogenannten Rechtler nämlich seit altersher ein Recht auf Nutzung einer entsprechenden Fläche.
Da die Böden aber von unterschiedlicher Qualität sind und um jedem die Chance auf einen guten Boden zu geben, entschlossen sich die vier Gemeinden Herbolzheim, Humbrechtsau, Krautostheim und Rüdisbronn die Flächen alle 10 Jahre zu verlosen – und zwar in den Jahren, die mit einer 4 enden. So zuletzt im September 2014.
Die 14 Tage dauernde (!) Vermessung zur Einteilung der Lose geschieht nach uraltem Ritual mit einem alten Breitenmaß in Gert und Schuh (1 Gert = 2,90 Meter, 1 Schuh = 29 cm), bevor die Flächen durch vier verschiedene Hackstufen markiert werden. So für Krautostheim mit einem kleinen Kreuz, für Humprechtsau (unserem nächsten Ort) mit einer Pflugschleife. Wie die ganze Osing-Verlosung geht auch die Kennzeichnung mit uralten Symbolen auf eine jahrhundertealte Tradition zurück. Weil damals nur wenige Leute Lesen und Schreiben konnten, musste man Symbole benutzen.
Die hier verwendeten alten germanischen Runen verweisen auf die Alemanen, die schon in vorchristlicher Zeit Land verlosten. Am Festtag ziehen heutzutage die Schulkinder der vier Gemeinden die Namen der Rechtler aus einem Säckchen, um sie den Losen zuordnen. Dafür bekommen sie von den Rechtlern, je nach Qualität der Böden, ein entsprechendes Trinkgeld.
Quelle sowie weitere Infos: http://www.osingverein.de/verlosung.html
Hutewald und Hutweiden
Diese alten Kulturlandschaften schuf der Mensch hauptsächlich durch Eichen, die man einst zur Schweinemast mit 10 x10 m Abstand hat wachsen lassen – besonders im Herbst wurden die Tiere hierher getrieben. So entstanden gleichzeitig artenreiche Wiesen, auf denen auch Rinder und Schafe weideten. Das offene parkähnliche Aussehen ist typisch für den Hutewald bzw. die Hutweiden und entstand durch das Nebeneinander von Licht und Schatten, von Wald und Wiese. Heutzutage lässt man die toten Altholzbäume hier stehen um seltenen und gefährdeten Tieren einen Lebensraum zu bieten. Allein vom Totholzkäfer gibt es über 1.300 Arten (siehe Infotafel), aber auch Spechte und der kleine Eisvogel, eine Schmetterlingsart, fühlen sich hier wohl.
Am Totholzwaldstück vorbei und geradewegs über die Wanderwegkreuzung. Mit ein paar Kurven den Wald hinuntersausen und immer geradeaus hinein nach Unterntief. Unser Weg geht rechts herum weiter WW, aber wer hier einkehren will, quert geradeaus Hauptstraße und Bach und findet am Eck das Wirtshaus und ums Eck herum den schönen Biergarten, mit dem Fahrrad an der Wand unterm Balkon, zur verdienten Pause.
Fränkisch ursprünglich einkehren kann man aber auch drei Kilometer weiter in Oberntief.
Oberntief?
Wer sich über den Ortsnamen wundert („Das gibt’s doch nicht, entweder oben oder tief?“), dem sei es erklärt: Das Flüsschen Tief fließt hier von Oberntief nach Unterntief.
Dank des Flüsschens können wir uns den kleinen Anstieg und die Autos auf der Straße sparen: Nach dem Ortsausgang links WW 1 und entlang der Tief im Talgrund nahezu eben nach Oberntief. An der Hauptstraße angekommen, verlockt ein Blick nach rechts hinüber zur Einkehr beim „Schwarzen Adler“. Außen gibt’s Bierbänke, drinnen eine heimelige niedrige Gaststube mit urgemütlicher Holzvertäfelung wie in alten Zeiten. Weiterfahren oder Pause, das ist hier die Frage ... Rechts oder links herum?
Weiter nach Bad Windsheim geht’s links, erst nochmal hinauf – zur Linken gibt’s noch einen aussichtsreichen Abstecher – dann, auf dieser Straße bleibend, flott hinunter in den Ort. Nach Querung der Bahnlinie führt diese Straße auch gleich direkt zum Bahnhof.
Für Etappe 2 geht’s hier rechts ab, direkt in die historische Altstadt.
Abstecher: Der Weg zur Frankentherme (mit Salzbadesee) und zum Kurpark (mit Gradierwerk) geht gut ausgeschildert über die Fußgängerbrücke links. (Infos im Anhang)
Gradierwerk im Kurpark
Direkt gegenüber der Therme, auf der Kneipp-Insel im Kurpark, befindet sich das (kostenlos zu nutzende) Gradierwerk. Eigentlich dient ein Gradierwerk der Salzgewinnung.
Ein Holzgerüst wird mit Reisig verfüllt. Man nimmt meistens, wie in Bad Windsheim, Schwarzdorn. Durch die dünnen Ästchen wird flüssige Sole geleitet, das Wasser verdunstet, Salz setzt sich ab und kann geerntet werden. Hier dient das Gradierwerk, in dem 32- bis 35-prozentige Sole fließt, aber nur der Therapie der Atemwege. Die zerstäubte Sole wird eingeatmet, sie erweitert die Bronchien, der Schleim wird gelöst. Es ist wie eine Mini-Kur an der Nordsee.
Quelle: http://www.gesundes-bayern.de/d-franken-therme-bad-windsheim
Die Kneipp-Insel hat von Anfang April bis Oktober täglich zwischen 8 und 21 Uhr geöffnet. Atemgymnastikkurse finden dann immer montags um 16 Uhr und dienstags um 10 Uhr statt. Der Eintritt ist frei, eine Übungseinheit dauert etwa 25 Minuten. Außerdem gibt es u.a. noch einen Barfußpfad und ein Kneipp-Becken.
Etappe 2: Bad Windsheim – Markt Erlbach 23,7 km
Zu Beginn von Etappe 2 folgen wir, senkrecht zum Bahnhof, erst der Straße Bahnhofsplatz und der Johanniterstraße über die beiden Ampeln, dann der Pastoriusstraße geradewegs in die historische Altstadt, bevor es weiter zum Freilandmuseum geht. Riesengroß grüßt dabei der 8 m hohe Roland mit seinem Richtschwert vor der Kilianskirche auf dem Weg zum Marktplatz.
Wir fahren, ungeachtet der Radwegweiser, die schönste Strecke und deshalb weiterhin geradeaus zum Schönen Brunnen am Weinmarkt, bewacht von Karl dem Großen und in früheren Zeiten abendlicher Treff- und Tratschplatz der Mägde und anderer Leute beim Wasserholen. Die altertümlichen steinernen Bänke zum Abstellen der Bütten und Krüge sind noch zum Ausruhen da!
Der Roland, das überlebensgroße Standbild eines Ritters in Rüstung mit bloßem Schwert gilt im Allgemeinen als Symbol bürgerlicher Freiheit und Rechte.
Rolande wurden im Mittelalter in vielen Städten aufgestellt, als Zeichen der Stadtrechte, besonders um die Eigenständigkeit einer Stadt mit Marktrecht und eigener Gerichtsbarkeit zu betonen.
Der bekannteste steht in Bremen, dort 1404 als Sinnbild für Recht und Freiheit im fränkischen Reich aufgestellt, ein Affront für die damalige Kirche, da so der Wunsch der Bürger nach Unabhängigkeit von der Vorherrschaft der Kirche offen gezeigt wurde.
Der Bad Windsheimer Roland wurde aber, abweichend davon, erst 1928 aufgestellt, ist also vergleichsweise jung, und dient als Mahnmal für die Gefallenen des Deutsch-Französischen und der beiden Weltkriege.
Zahlreiche Einkehrmöglichkeiten, wer hier das eigens gebraute Museumsbier des Freilandmuseums probieren will, bekommt es meistens. Vor Ort kann man es nachher aber auch stilecht (mit oder ohne Museumsbesuch) genießen, und zwar in der idyllischen Museumsschänke unter hohen Kastanienbäumen – wir kommen dann direkt dran vorbei.
Am Schönen Brunnen jetzt rechts abbiegen, ca. 170 m vorfahren, bis zum „Goldenen Schwan“ zur Linken. Unmittelbar hier links in die Gasse, dem Pflasterweg folgen und nach dem „Goldenen Hirschen“ zur Rechten rechts ab. Am Ende der Pflasterstraße rechts, dann vorne an der Kreuzung links zum Parkplatz des Freilandmuseums.
Dort ungefähr in der Mitte nach links den Bernhard-Bickert-Weg nehmen – führt zum Kassen-/Eingangsbereich und dem „Wirtshaus zum Freilandmuseum“ mit großem Biergarten.
Auch gegenüber beim „Kramladen“ von 1622 ist das Museumsbier, und anderes mehr, zu haben.
Der Blaustrich-Wanderweg leitet uns nun zuverlässiger als die Radmarkierungen bis hinter Weimersheim, meistens auf geteerten breiten Wegen. Aber bitte unbedingt kurz Vorsicht und Rücksicht am schmalen Weg entlang des kleinen Sees nach ca. 150 m, der einzigen engeren Wegstelle, ggf. bitte absteigen! Auf der Hauptstraße angelangt, geht’s ein kurzes Stück nach der Esso-Tankstelle rechts über die blumengeschmückte Aischbrücke. Gleich danach die Straße vorsichtig queren und nun an der Aisch entlang bis Lenkersheim und (mit Blaustrich) hindurch.
Am Ortsende zunächst auf dem Radweg an der Staatsstraße Richtung Mailheim. Nach ca. 600 m rechts ab (Blaustrich! Rad-WW „Markt Erlbach“ zu weit links angebracht!) und über kleine Wege in den Weinort Weimersheim, Heimatgemeinde der Fränkischen Weinkönigin, wie das Ortschild stolz verkündet.
Burg Hoheneck grüßt hoch oben von den Ipsheimer Weinbergen herüber, aber auch Weimersheim hat seine Hänge (irgendwo muss der Wein ja wachsen)!
Und diese Steilstufe müssen wir auf dem Weg nach Markt Erlbach hinauf, da hilft nichts! Vielleicht vorher im Ort bei der „Weinlaube“ noch schnell – oder besser doch gemütlich – einen Schoppen zur Stärkung einnehmen?
Bergab-Variante
Wer absolut nimmer rauf mag und meint, es sei genug und jetzt gleich Hinabfahren wäre doch viel schöner, versäumt zwar was, kann aber zur bequemeren Heimreise ab dem Ortsanfang Weimersheim alternativ nach links die Straße nach Mailheim hinunterrollen und von da über Oberndorf nach Ipsheim zum Bahnhof fahren.
Am Ortsende von Weimersheim geht’s nun den nächsten halben Kilometer 60 Höhenmeter auf die schöne Hochebene hinauf, wo uns lauter kleine Sträßchen und schmucke Fachwerkdörfchen, aber auch nochmal eine Berg- und Talfahrt in Jobstgreuth erwarten. Nun gut, jetzt aber nauf! „Auf geht’s!“, wie der Franke sagt. Am Anstieg lohnt es sich, mal stehen zu bleiben und sich umzudrehen.
Oben an der Staatsstraße verlässt uns der Blaustrich, denn wir fahren rechts ab nach Jobstgreuth. Erst schön rollen lassen, dann Achtung: Im Ort nicht der Vorfahrtstraße, die rechts abbiegt, folgen, sondern geradeaus in die Nebenstraße auf die Bushaltestelle und das 12%-Schild zu fahren (Bitte Vorsicht und die Vorfahrt entgegenkommender Fahrzeuge beachten!).
Ca. 600 m hinter Jobstgreuth am Abzweig nicht dem Schild „Markt Erlbach“ nach links auf die Autorasestraße folgen, sondern – viel ruhiger – dem handgemalten Schild „Blumen zum Selberpflücken“ nach rechts, nach Wilhelmsgreuth.
Im Ort 25 Höhenmeter runter, dann 25 Höhenmeter wieder rauf – so ist das Gelände hier! Schön schauen sie aus, die Sonnenblumen, die Gladiolen und die „Sonstigen“.
Pflücken zum Kaufen darf man sie auch. Doppelnutzen sozusagen, oder sogar Dreifachnutzen, denn der Blumenbauer bekommt auch noch was dafür.
In Wilhelmsgreuth links ab, vielleicht an der Ecke noch „Kartoffeln+Co.“ mitnehmen, und im Auf und Ab durch schönste kleinräumige fränkische Landschaft nach Haaghof (WW). Fachwerkhäuser und Bauerngärten finden sich hier und außerdem ist da auch noch das in Haaghof befindliche Gasthaus mit dem eigentümlich anmutenden Namen „Gasthaus zur Stadt Bad Windsheim“. Stimmt schon, der frühere Namensgeber hat sich wohl gedacht, dass es auf dem Weg zur Stadt Bad Windsheim als willkommene Rast für die damaligen Pferdefuhrwerke liegt. Man könnte es glatt übersehen, wenn man von hinten (= geradeaus) vorbeifährt.
Wir dürfen als Radfahrer links in einen Privatweg vor dem Gasthaus abbiegen: „Privat – Radfahrer frei“ steht da und gleich sind wir an der Vorder- und Schauseite: Sehenswerter markanter denkmalgeschützter Mansarddachbau von 1826 mit auffälligen grünhellgelbdunkelgelb schräggestreiften Fensterläden und Gitterfachwerk! Eingang nochmal um’s Eck. Schöner Biergarten! Pause?
Das Fachwerk wurde 1953 im Rahmen der Renovierung der Gaststätte wieder freigelegt. Die Gaststube ist heute noch weitgehendst so erhalten ist, wie sie damals gestaltet wurde. Auch kehrten zu dieser Zeit noch viele Holzfahrer ein, die Lang- und Brennholz aus dem Schußbachwald mit ihren Pferdefuhrwerken nach Bad Windsheim brachten.
Quelle: http://gasthaus-haaghof.blogspot.de/p/uber-uns.html
Durch eben diesen Schußbachwald fahren wir jetzt auch: Auf der Westseite des Gasthauses – der große hölzerne Karpfen schaut ebenfalls in die richtige Richtung – geht unser Weg nicht auf der Autorasestraße, sondern auf der kleinen geteerten Straße weiter: Rad-WW Linden 4 km.
Nach 1,6 km geht’s beim Waldhaus links herum weiter: hölzerner WW Linden. In Linden rechts in die Hauptstraße abbiegen, dieser nach Ortssende auf dem Radweg ca. 1 km folgen, dann rechts nach Hagenhofen fahren. Im Ort an der Einmündung geradeaus in die Hauptstraße und dieser durch den Ort folgen. Ein allerletzter Anstieg bringt uns hinauf und hinein nach Markt Erlbach.
Am Ende der Hagenhoferstraße rechts in die Bad Windsheimer Straße, dann nach 150 m links in die Hauptstraße und durch den Ortskern mit Bäcker samt Café und Eis, Geschäften, Gasthäusern etc. Nach wenigen 100 m geradeaus und durch das schmucke Untere Tor von 1700 kommt auf der rechten Seite der Bahnhof.
Markt Erlbach liegt am Ende der Zenntal-Bahnlinie und ist daher für Ausflügler aus dem Ballungsraum Nürnberg-Fürth mit dem VGN ausgesprochen gut zu erreichen. Die Züge fahren auch noch spät abends Richtung Nürnberg. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.vgn.de/fahrplan
Markt Erlbach Bahnhof
Einkehren
Einkehren
Alle Einkehrmöglichkeiten finden Sie in unserem Ringbuch!
Bitte informiere Dich in Deinem eigenen Interesse vorab über die aktuellen Öffnungszeiten und Ruhetage. Korrekturen können an freizeit@vgn.de gemailt werden.
Wissenswertes:
Wie ist denn das nun mit den Begriffen?
Straußen-, Hecken- oder Besenwirtschaft?
Je nach Region haben sich unterschiedliche Begriffe für den saisonalen Weinausschank herausgebildet. Karl der Große, von 768 bis 814 König im Frankenreich, hat’s eingeführt: Wer in Deutschland eigenen Wein anbaut, darf den auch ausschenken und zwar bis zu zwölf Wochen im Jahr. Aber es muss wirklich ausschließlich eigener Wein sein! Einfache Brotzeiten darf’s auch dazu geben, wie Wurstsalat und blaue Zipfel, aber weder Schnitzel noch Pizza. Bier ist auch tabu und mehr als 40 Plätze dürfen es nicht sein. Maximal 2x im Jahr darf offen sein, insgesamt höchstens 16 Wochen, so die Abgrenzung zu Gastwirtschaften.
Das Ganze ist von außen zu kennzeichnen, aber nicht mit einem Schild, wie bei einer normalen Gastwirtschaft, sondern mit einem Busch, einem Strauß – oder in Schwaben eben mit einem Besen.
Und so pilgern zu den saisonalen Öffnungszeiten im Frühjahr zum ersten jungen Wein und im Herbst zum frischen Federweisen oder Bremser die Weingenießer – Einheimische ebenso wie Touristen – in die Privathäuser und manchmal eigens ausgeräumten Wohnzimmer der Weinbauern und genießen das Ursprüngliche, das Authentische.
Gekehrt wird vorher – ein Ritual, eine heilige Handlung auf dem Dorf, denn alles soll schön sauber sein – ein Fichtenbusch oder besagter Besen wird aufgehängt, dazu spielt hin und wieder die Musikkapelle zum Auftakt ...
Das Besondere an Straußwirtschaften ist auch die entspannte Atmosphäre. Wer gerne einen Tisch für sich hat und nicht angesprochen werden will, ist hier meistens falsch. Die Gäste sitzen oft dicht gedrängt an einem Tisch zusammen. Und je mehr Schoppen Wein über die Theke gingen, umso zünftiger geht‘s zu!