VGN fährt 2018 solides Jahresergebnis ein
Stabile Fahrgastzahlen meldet der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) bei seiner Jahrespressekonferenz am Montag, 18. März 2019. Im zurückliegenden Geschäftsjahr nutzten seine Kunden die Busse und Bahnen für rund 247,5 Millionen Fahrten, das sind 0,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Fahrgeldeinnahmen stiegen auf knapp 365,7 Millionen Euro. Im Zuwachs von 3,8 Prozent enthalten sind die Tarifanhebung zum 1. Januar 2018 um drei Prozent sowie die zeitgleiche Integration des restlichen Landkreisgebietes Haßberge. Die Aufwendungen für die Verkehrsleistungen erhöhten sich um 3,6 Prozent auf 784 Millionen Euro.
„Nach drei vorangegangenen Rekordjahren legen wir ein solides Jahresergebnis vor. Durch die tariflichen Veränderungen in den letzten Jahren ist Bewegung in das Kaufverhalten unserer Fahrgäste gekommen. Bei den Zeitkarten hält der Trend zum Abo weiter an. Mehr Kunden binden sich längerfristig an die öffentlichen Verkehrsmittel”, berichtet Geschäftsführer Jürgen Haasler. Weniger gekauft werden im Gegenzug MobiCards, Steifenkarten, 4er-Tickets sowie das TagesTicket Solo. Die Einzelfahrkarte legt dagegen zu. In der Statistik haben diese Veränderungen einen dämpfenden Effekt auf die ermittelten Fahrgastzahlen. Denn diese werden anhand der durchschnittlichen Nutzungshäufigkeit der verschiedenen Ticketarten hochgerechnet. Rein statistisch ergeben sich dadurch 1,2 Prozent weniger Fahrten mit Zeitkarten, obwohl die Kunden ihr Mobilitätsverhalten größtenteils nicht geändert haben. „Betrachtet man die erzielten Einnahmen, dann steht einem Minus bei den MobiCards von 1,35 Millionen Euro ein deutliches Plus bei den Abos von 4,95 Millionen Euro gegenüber“, erklärt Haasler.
In der Preisstufe A (Nürnberg, Fürth, Stein) blieb die Zahl der berechneten Fahrten stabil. Im Regionalverkehr stieg sie um 1,2 Prozent. Bei der Kurzstrecke sowie in den kleineren Stadtverkehren haben die Fahrten um 1,1 Prozent leicht abgenommen. „In absoluten Zahlen bewegt sich das mit 45.000 Fahrten auf einem niedrigen Niveau und liegt im Bereich möglicher Schwankungen. Wir sehen die Veränderung aber auch in Zusammenhang mit dem stetig zunehmenden Radverkehr in den Städten”, ergänzt Haasler. Gerade kürzere Strecken werden vermehrt mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß zurückgelegt. Dieser Trend mag den ÖPNV längerfristig vielleicht Anteile kosten, die Kombination von ÖPNV und Fahrrad spricht aber in jedem Fall für eine umwelt- und klimaverträgliche Mobilität. Darin liegt auch die Chance, den Umweltverbund von Fußwegen, Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln gemeinsam voranzubringen.
Abos sind stark gefragt
Die günstigste Möglichkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, bieten die Abos. Unverändert gut verkauft sich das klassische JahresAbo mit rund 50.000 Kunden. Weiter zunehmend ist der Absatz des preislich reduzierten 9-Uhr-JahresAbos in Nürnberg und Fürth. Die Zahl der Abonnenten erhöhte sich um 8,6 Prozent auf über 20.000. Mit einem Plus von 10,8 Prozent sind die FirmenAbos der Renner. Verträge bestehen mit 92 größeren Arbeitgebern sowie durch das so genannte „Abo ab 5” auch mit 87 kleineren Unternehmen. Rund 30.800 Beschäftigte sind mittlerweile mit einem FirmenAbo des VGN unterwegs. Dieser Zuwachs ist auch deshalb erfreulich, weil die verschiedenen Modelle des FirmenAbos immer mit einem erforderlichen Anteil echter Neukunden verknüpft sind und nicht nur auf dem Wechsel von anderen Tickets zum günstigeren Abo beruhen. Den größten Teil der Firmenkunden betreut die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg, rund 40 Prozent der Nutzer sind Pendler aus der Region. Weiterer Vertriebspartner für das FirmenAbo ist die Deutsche Bahn.
Semesterticket weiter im Aufwind
Insgesamt verzeichnet der VGN im Ausbildungsverkehr eine Zunahme von Fahrgästen um 2,4 Prozent. Bei den Schülerfahrkarten beruht dieser zum großen Teil auf der Integration des Landkreises Haßberge. Das Semesterticket am Standort Erlangen-Nürnberg ist seit seiner Einführung im Wintersemester 2015/16 unverändert in der Erfolgsspur. Die Kaufquote der optionalen Zusatzkarte, mit der die Nutzer zeitlich uneingeschränkte Mobilität genießen, hat im Wintersemester 2018/19 mit 46,78 Prozent einen neuen Höchststand erreicht. Ein Jahr vorher, im Wintersemester 2017/18, lag die Quote noch bei knapp 44 Prozent. Obwohl die Zahl der Studierenden leicht zurückging, erhöhte sich die der Käufer um rund 800 auf mehr als 24.800.
Mehr Tickets online gelöst
Der Ticketkauf per Smartphone oder Computer ist beim Semesterticket von Anfang an Standard. Die Basiskarte, die alle Studierenden mit der Einschreibung erwerben, wird generell im VGN-Onlineshop heruntergeladen. Beim Kauf der Zusatzkarte wählen 91 Prozent ebenfalls den elektronischen Vertrieb in Form von Print- oder HandyTickets. Nur neun Prozent holen sich das Ticket am Automaten. Immer mehr Akzeptanz findet der Onlineshop auch bei anderen Kundengruppen. Insgesamt zählt der VGN 300.000 registrierte Nutzer. Im vergangenen Jahr erwarben diese mehr als 1,5 Millionen Fahrkarten (ohne Semesterticket), ein Plus von 41 Prozent. Der weit überwiegende Teil entfällt auf das HandyTicket. Mit ihm machen sich Fahrgäste unabhängig von Kleingeld, Automaten oder Verkaufsstellen und erhalten den Rabatt für Mehrfahrtenkarten. So kostet zum Beispiel die Einzelfahrkarte der Preisstufe A in Nürnberg als HandyTicket 2,75 Euro statt 3,20 Euro.
Der Tarif in der Diskussion
Problematisch in der öffentlichen Diskussion sind die jährlichen Tariferhöhungen des Verkehrsverbundes. Die regelmäßigen Tarifanpassungen benötigen die Verkehrsunternehmen, um die steigenden Kosten für die Verkehrsleistungen zumindest teilweise aufzufangen. Die Kritik an den Fahrpreisen entzündet sich vor allem an den Einzelfahrkarten. Allerdings werden diese vor allem im Gelegenheitsverkehr und für nur 9,6 Prozent aller Fahrten genutzt. Die Mehrzahl der Fahrgäste, nämlich 79 Prozent, ist mit einer Zeitkarte unterwegs, und fährt damit deutlich günstiger. Während die durchschnittlichen Kosten einer Fahrt heute bei 3,17 Euro liegen, betragen die dabei erzielten Einnahmen im Schnitt 1,38 Euro. Über die Fahrpreise tragen die Nutzer der VGN-Linien somit zu 43,5 Prozent an der Finanzierung des Verkehrsangebots bei. Der Rest wird über die öffentlichen Haushalte finanziert. Allerdings ist den vergangenen 20 Jahren der Anteil der Fördermittel an der Finanzierung des Verbundverkehrs stetig gesunken. Umso weniger konnte und kann auf die jährlichen Tarifanpassungen verzichtet werden.
Aktuell stehen die Zeichen für eine Zeitenwende jedoch günstig. Der Freistaat Bayern hat sich die Förderung des ÖPNV und die Stärkung der Verkehrsverbünde zum Ziel gesetzt und mehr Fördermittel für Fahrzeuge sowie ÖPNV-Projekte in Aussicht gestellt. Die jährlichen ÖPNV-Zuweisungen für die kreisfreien Städte und Landkreise sollen aufgestockt werden. Der Plan, bis 2030 ein 365-Euro-Jahresticket in Bayern einzuführen, hat die Erwartungen der Bevölkerung und auch vieler Kommunalpolitiker beflügelt. In einem ersten Schritt plant die Landesregierung, zunächst ein günstiges Jahresticket für Schüler und Jugendliche einzuführen, das frühestens Ende 2020 an den Start gehen könnte. Das 365-Euro-Ticket für Jedermann bleibt vorerst ein Projekt der Zukunft. Noch viele Fragen sind offen, so die räumliche Gültigkeit und vor allem die Möglichkeiten der Finanzierung. Im VGN würde eine rein städtische Lösung, wie in Wien, wenig Sinn machen. Denn die Verkehrsprobleme in den Zentren werden hauptsächlich durch die Einpendler verursacht. Der umgebende ländliche Raum darf nicht von einer solchen Tariflösung abgehängt werden.
Bis dahin muss aber zeitnah eine Lösung gefunden werden, wie die Kostensteigerungen aufgefangen werden können. Denn aktuell stehen die Beratungen zur notwendigen nächsten Tarifanpassung an. Die Bereitschaft der Kommunalpolitik zu entsprechenden Beschlüssen ist nicht sicher und muss erarbeitet werden. Eine Lösung dieses drängenden Problems wäre ein Zuschuss des Freistaats, wie er für die Umsetzung der Tarifreform des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) ab Jahresende 2019 vereinbart wurde. Die damit verbundenen Vergünstigungen für viele Fahrgäste haben Mindereinnahmen von rund 70 Millionen Euro jährlich zur Folge. Die Hälfte davon tragen die Stadt München und die Landkreise, die andere Hälfte schießt der Freistaat zu. „Mit einer vergleichbaren Förderung des ÖPNV in der Metropolregion Nürnberg könnten wir unseren Fahrgästen eine Atempause verschaffen”, erklärt VGN-Geschäftsführer Jürgen Haasler. In diesem Sinne hatten sich mit zwei Schreiben im Dezember 2018 sowie im Februar dieses Jahres Oberbürgermeister und Landräte aus dem VGN-Raum an den bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder gewandt. Mittelfristig ist darüber hinaus eine große Lösung zur Finanzierung des ÖPNV in ganz Deutschland notwendig. Denn neben der Begrenzung der Nutzerfinanzierung müssen auch die Probleme des Klimaschutzes und der Luftreinhaltung beherzt angegangen werden.