15. Mai 2023

VGN Strategie 2030 auf den Weg gebracht

Mit der Sitzung des Grund­ver­trags-Ausschusses des VGN am Don­ners­tag, 11. Mai 2023 startete der Ver­kehrs­ver­bund Groß­raum Nürn­berg die Diskussion über die künftige Ausrich­tung und Gestaltung des Ver­kehrs­ver­bundes sowie seiner Ver­kehrs­an­ge­bote. Dazu hatte bereits am 19. April 2023 ein Expertenkreis mit Vertretern aus Politik, Ver­wal­tung, Ver­kehrs­un­ter­neh­men und Ver­bund­ge­sell­schaft einen Strategieentwurf zur Wei­ter­ent­wick­lung des öf­fent­lichen Per­so­nen­nah­ver­kehrs im VGN auf den Weg gebracht. In den Sommersitzungen der Verbundgremien im Juli sollen die weiteren Schritte für die ge­mein­same Strategie 2030 beschlossen werden.

Ziel ist eine Wei­ter­ent­wick­lung des VGN zu einem Mo­bi­li­täts- und Umweltverbund, in dem ein­fach nutzbare, attraktive Mo­bi­li­täts­an­ge­bote zu einer Erhöhung der Fahr­gast­zahlen um 40 Prozent bis 2030 führen, um eine spürbare Reduzierung des CO2-Ausstoßes des Verkehrssektors im Gebiet der Me­tro­pol­re­gi­on Nürn­berg zu erreichen. Die Partner im VGN wollen damit auch ihren Beitrag zu der vom Freistaat Bayern formulierten Zielsetzung einer deutlichen Erhöhung der Fahr­gast­zahlen in ganz Bayern bis zum Jahr 2030 leisten.

Wesentliche Grundlage für die Strategiediskussion, die extern von civity Management Consultants und boy Strategie und Kommunikation begleitet wurde, ist eine vom VGN beauftragte Studie, deren Ergebnisse civity im März 2023 vorgelegt hat. Diese analysiert die Qualität des Ver­kehrs­an­ge­bots in­ner­halb des VGN und stellt einen Vergleich mit neun weiteren Ver­kehrs­ver­bün­den und Regionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz an. In den Blick genommen werden insbesondere die An­ge­botsqualität, der Zugang zum ÖPNV in­ner­halb des Verkehrsnetzes und die Reisezeiten im Vergleich mit dem Pkw.

Generell haben die betrachteten Verkehrsräume in Österreich und der Schweiz bei der An­ge­botsdichte sowie der Netzdichte die besten Werte, was vor allem auf die Finanzierungsstrukturen des ÖPNV in den beiden Nachbarländern zurückzuführen ist. Bei der Dichte des Verkehrsnetzes und der Erreichbarkeit von Hal­te­stel­len liegt der VGN auf den vorderen Plätzen. Die Bevölkerung hier ist ins­ge­samt sehr gut an das Verkehrsnetz angebunden. Handlungsbedarf zeigt sich bei der Dichte des Ver­kehrs­an­ge­botes, insbesondere an den Wo­chen­en­den. Vor allem im ländlichen Raum weist der ÖPNV oft ein ungünstiges Reisezeitverhältnis im Vergleich zum Pkw auf.

Die in der An­ge­botsanalyse festgestellten Schwachstellen zeigen den Handlungsbedarf für die nächsten Jahre auf und sind in die VGN-Strategie 2030 eingeflossen. Der Vergleich mit den anderen untersuchten Verbünden und Nah­ver­kehrsregionen be­stä­tigt, dass der ÖPNV vor allem durch An­ge­botsverbesserungen eine deutlich höhere Nachfrage generieren kann.

Ausgehend von dieser Analyse sind zentrale Bausteine der VGN-Strategie 2030 die Erhöhung von Qualität und Quantität des An­ge­bots sowie der Ausbau der Ver­kehrs­­in­fra­struk­tur im allgemeinen ÖPNV und im SPNV. Im Rahmen mehrerer Workshops wurden zahl­reiche Maßnahmen aus ver­schie­denen Handlungsfeldern – priorisiert nach Dringlichkeit und Zeitraum – herausgearbeitet. Die ver­schie­denen Handlungsfelder betreffen die Entwicklung über­grei­fender Stan­dards, zum Beispiel für die Bedienungsqualität, Vertaktung und Erreichbarkeit von Hal­te­stel­len in den ver­schie­denen Raumkategorien, eine bessere Verknüpfung des ÖPNV mit anderen Ver­kehrs­mit­teln sowie die Wei­ter­ent­wick­lung der digitalen Vertriebsstrategie. Im Hinblick auf den Ausbau der Mo­bi­li­täts­an­ge­bote spielt die Gewinnung von Fachkräften eine gewichtige Rolle. Darüber hinaus hat die VGN-Strategie weitere Rah­men­be­din­gungen im Blick, wie z.B. die Beschleunigung des Bus­ver­kehrs, die Aufenthaltsqualität an Hal­te­stel­len und Bahn­hö­fen. Not­wen­dig sind auch eine Beschleunigung und Entbürokratisierung der Planungsprozesse.

 Hohe An­for­de­rungen an Politik und an Verbundpartner

Der hohe Finanzierungsbedarf zur Umsetzung der VGN-Strategie 2030 zeigt, dass neben gewaltigen Anstrengungen der Verbundpartner zwingend auch eine stärkere und dauerhafte finanzielle Unterstützung von Bund und Land erforderlich ist, um einen attraktiven und leis­tungs­fä­higen ÖPNV zu erreichen. Die Städte und Land­kreise müssen in die Lage versetzt werden, ihre Planungen zur Verbesserung des öf­fent­lichen Per­so­nen­nah­ver­kehrs umsetzen zu können. Allein die Einführung eines Deutschlandtickets für monatlich 49 Euro wird nach Ansicht der Experten nicht genügen, um die für den Klimaschutz not­wen­digen Veränderungen im Verkehrssektor zu erreichen.

Die Emp­feh­lungen des Expertenkreises werden nun in die Verbundgremien zur weiteren Beratung und Abstimmung eingebracht. Ziel ist es, ge­mein­same Schwerpunkte und Umsetzungsszenarien zu vereinbaren, frühzeitig die Finanzierung vor allem auch mit Bund und Land zu klären, um bis 2030 die Ziele der Fahr­gaststeigerung und der Reduzierung des CO2-Ausstoßes erreichen zu können.

 

Zitate aus dem Grund­ver­trags-Ausschuss:

 Dr. Kerstin Engelhardt-Blum, Regierungspräsidentin Mit­tel­fran­ken, Vorsitzende des Grund­ver­trags-Ausschusses des VGN:
„Preis und An­ge­bot sind zwei Seiten einer Medaille. Nachdem der ÖPNV mit dem 9-Euro- und dem 49-Euro-Ticket für den Kunden preislich deutlich attraktiver geworden ist, legt die VGN-Strategie 2030 den Schwerpunkt auf den Ausbau eines leis­tungs­fä­higen und vernetzten Mo­bi­li­täts­an­ge­bots. So gelingt es, den Umstieg auf öf­fent­liche Ver­kehrs­mit­tel zu fördern und eine spürbare Reduzierung der CO2-Emissionen im Ver­bund­ge­biet zu erreichen.“

 Matthias Dießl, Landrat Fürth: „Wir haben im VGN ge­mein­sam schon heute viel erreicht. Nun gilt es, ihn fit für die Zukunft zu machen. Mit der VGN-Strategie 2030 soll das ÖPNV-An­ge­bot konzeptionell weiterentwickelt werden, um die At­trak­ti­vi­tät ge­mein­sam weiter zu steigern.“

Dr. Florian Janik, Oberbürgermeister Stadt Erlangen: „Den ÖPNV zu stärken und 40 Prozent mehr Fahr­gäste bis 2030 zu gewinnen, ist ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz in unserer Region – und ein ambitioniertes Ziel. Dafür braucht es einen noch leis­tungs­fä­higeren VGN mit noch besserem An­ge­bot und In­fra­struk­tur, mit einer klugen Vernetzung aller Ver­kehrs­mit­tel und mit zeitgemäßen digitalen Vertriebsmöglichkeiten. Es geht um einen ganzheitlichen Mo­bi­li­täts­dienst­leis­ter. Es ist gut, dass wir diesen Prozess nun angestoßen haben.“

Torsten Heider, Leiter Erlösmanagement DB Regio Bayern,
Vorsitzender der VGN-Ge­sell­schafter­ver­samm­lung:
„Mit dem laufenden VGN-Innovationspaket haben wir in den letzten Jahren vor allem in den Bereichen Tarif und Vertrieb zahl­reiche Neuerungen auf den Weg gebracht. Für eine weitere Stärkung des ÖPNV ist es wichtig, diese Projekte ge­mein­sam fortzuführen und darüber hinaus auch den Ausbau auf der Seite des Ver­kehrs­an­ge­botes voranzutreiben.“

Tim Dahlmann-Resing, VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft, Vorstand Technik und Markt: Die VGN-Strategie 2030 ist richtig und wichtig, um den öf­fent­lichen Verkehr im ge­samten VGN noch attraktiver zu machen. Mit deren konsequenter Umsetzung könnten noch mehr Menschen für den Umstieg auf klimafreundliche Busse und Bahnen gewonnen und damit ein aktiver Beitrag zur Erreichung der ambitionierten Klimaziele geleistet werden.

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