VGN zieht positive Bilanz für 2015
Noch nie waren so viele Fahrgäste mit einem Ticket des VGN unterwegs wie 2015. Die Kunden des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg haben vergangenes Jahr 233,64 Millionen Fahrten mit Bussen und Bahnen unternommen, das sind 2,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Die stärksten Zuwächse gab es bei den allgemeinen Zeitkarten (ohne Ausbildungsverkehr), im Bartarif mit Einzelfahrten, 4er- und Tagestickets sowie durch die Einführung des Semestertickets in Nürnberg und Erlangen im Oktober 2015. Im Gesamtergebnis mit enthalten ist die Erweiterung des VGN-Gebiets durch den Landkreis Lichtenfels zum 1. Januar 2015 und die abschließende Umstellung des Stadtverkehrs Bamberg auf den VGN-Tarif. Die Einnahmen des Verkehrsverbundes stiegen gegenüber dem Vorjahr um 4,1 Prozent auf rund 322 Millionen Euro, der Aufwand für die Verkehrsleistung erhöhte sich um acht Prozent auf 734,4 Millionen Euro. Somit decken die Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf die Aufwendungen zu knapp 44 Prozent, der Rest wird mit öffentlichen Geldern finanziert.
Mehr Unternehmen und Pendler mit FirmenAbo
Besonders zufrieden zeigt sich Geschäftsführer Jürgen Haasler bei der Jahrespressekonferenz des VGN am Montag, 14. März 2016 mit der Entwicklung bei den Zeitkarten. „Erfolgreich konnten wir unsere Strategie der Kundenbindung fortsetzen. Es haben sich erneut mehr Fahrgäste für ein Abo des VGN entschieden. Wir verzeichnen hier ein Plus von 2,3 Prozent und das trotz der anhaltend niedrigen Spritpreise. Einen regelrechten Sprung nach vorne hat das FirmenAbo gemacht, sein Zuwachs beträgt sogar 8,1 Prozent.“ Basis dieses Erfolgs ist das so genannte Neukunden-FirmenAbo, das nach zweijähriger Pilotphase seit 2014 festes Ticketangebot des VGN ist. Es senkt vor allem für mittlere Unternehmen und Institutionen die Einstiegshürden. Voraussetzung ist eine Mindestabnahme von 50 Abos und ein Anteil von 20 Prozent Neukunden. Mittlerweile haben sich bereits 32 Firmen mit rund 5.500 Abokunden für dieses Angebot entschieden. Insgesamt zählt der VGN nun 26.500 Besitzer eines FirmenAbos. Geprüft wird derzeit, ob mit einem so genannten Absatzmittlermodell auch kleineren Unternehmen der Zugang zum FirmenAbo ermöglicht werden kann. Dabei könnten die Industrie- und Handelskammer sowie die Handwerkskammer als Absatzmittler für ihre Mitgliedsunternehmen fungieren und so die Voraussetzung für die Mindestabnahme von Abos erfüllen.
Bei Betrachtung aller Fahrten mit einer Zeitkarte zeigt sich ein Plus von 4,1 Prozent. Dieser ist neben dem Gewinn von Abokunden auf Zuwächse bei den MobiCards (1,2 Prozent) und der Solo 31 (9,6 Prozent) zurückzuführen sowie auf mehr Fahrgäste, die mit Wertmarken für den Nürnberg-Pass (15,2 Prozent) unterwegs sind. Das Nürnberger Sozialticket bekommt, wer Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch, Arbeitslosengeld II, Wohngeld oder Leistungen nach dem Asylbewerbergesetz erhält.
Mehr Fahrgäste im Gelegenheitsverkehr
Die Fahrten im Bartarif mit Einzelfahrscheinen, Mehrfahrtenkarten und TagesTickets nahmen im vergangenen Jahr um 2,2 Prozent zu. Mit 3,5 Prozent nahmen die Verkäufe des TagesTickets Solo überdurchschnittlich zu. Dieses ist seit Januar 2015 in allen Stadtpreisstufen erhältlich, bis dahin galt es nur in Nürnberg, Fürth und Erlangen. Ein leichter Zugewinn von 0,4 Prozent entfällt auf das TagesTicket Plus. Hier dürfte sich die Integration des Landkreises Lichtenfels bemerkbar machen, mit Ausflüglern aus der Städteachse aber auch Landkreisbewohnern, die in den restlichen Verbundraum fahren.
Spürbare Rückgänge verzeichnet der Verkehrsverbund beim Bayern-Ticket (-9,3 Prozent) und dem Schönes-Wochenende-Ticket (-11,5 Prozent), die auch auf allen VGN-Linien gelten. In Summe ergibt sich ein Minus von mehr als 300.000 Fahrten und rund 1,4 Millionen Euro an Fahrgeldeinnahmen. Als Grund wird die Abwanderung von Fahrgästen zu den Fernbussen vermutet.
KombiTickets seit 25 Jahren im Aufwind
Bei Sport- und Kulturveranstaltungen nicht mehr wegzudenken sind die KombiTickets des VGN. Sie ermöglichen das bequeme Fahren mit der Eintrittskarte. Auch Tausende Teilnehmer von Messen und Kongressen sowie viele Fluggäste nutzen das KombiTicket des Verkehrsverbundes. Insgesamt zählt der VGN 23 feste Vertragspartner, darüber hinaus wurden 2015 noch 21 Verträge zu einzelnen Veranstaltungen abgeschlossen. Rund 1,6 Millionen Fahrten entfielen letztes Jahr auf KombiTickets, das entspricht einer Steigerung von sechs Prozent. Die ersten Vertragspartner waren 1991 die Städtischen Bühnen Nürnberg (heute Staatstheater Nürnberg), der 1. FCN und das Amt für Kultur und Freizeit (KuF) der Stadt Nürnberg.
Semesterticket gut gestartet
„Das zum Wintersemester 2015/16 am Hochschulstandort Erlangen-Nürnberg eingeführte Semesterticket hat sich bisher gut entwickelt“, berichtet Jürgen Haasler weiter. Es gilt seit dem 1. Oktober für Studierende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der Technischen Hochschule Nürnberg und der Evangelischen Hochschule Nürnberg. Aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen ist es aufgeteilt in eine Basiskarte, die bei der Einschreibung mit dem Studentenwerksbeitrag von allen Studierenden erworben wird und eine Zusatzkarte, die optional erhältlich ist. Die Basiskarte kostet für das volle Semester 65 Euro und gilt werktags in der Zeit von 19 bis 6 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen rund um die Uhr. Im gesamten VGN-Gebiet. Uneingeschränkte Mobilität gibt es mit der Zusatzkarte, sie kostet einen Aufpreis von 193 Euro, ab dem Sommersemester 199 Euro. Das Semesterticket für das beginnende Semester ist bereits seit Anfang März online erhältlich.
Die Zusatzkarte haben bis jetzt 20.277 Studierende erworben, das entspricht einem Anteil von 36,87 Prozent der Studierenden an den drei Hochschulen. Damit wurde die bei der Preiskalkulation unterstellte Kaufquote von 37,7 Prozent beinahe erreicht. Entscheidend wird das Ergebnis einschließlich des kommenden Sommersemesters sein. Dann gibt es das Semesterticket auch für die Studierenden an der Nürnberger Hochschule für Musik. Vor der Einführung des Semestertickets hatten sich die Städte Nürnberg, Erlangen und Fürth sowie mehrere Landkreise bereit erklärt, das wirtschaftliche Risiko für ein Jahr zu tragen, sollte die Kaufquote zu gering sein.
Die Akzeptanz der Zusatzkarte fiel im Wintersemester unterschiedlich aus. An der Evangelischen Hochschule erwarben 49,58 Prozent das Ticket, an der TH Nürnberg 43,91 Prozent, von den Studierenden an der FAU lediglich 33,98 Prozent. Es ist zu vermuten, dass vor allem die in der Fahrradstadt Erlangen wohnenden Studentinnen und Studenten sich weniger für den Kauf der Zusatzkarte entscheiden.
Die schon im Januar veröffentlichte durchschnittliche Kaufquote von 37,47 Prozent wurde zwischenzeitlich auf die genannten 36,87 Prozent korrigiert, nachdem sich eine größere Zahl von Studierenden später eingeschrieben hatte. Dennoch gibt die bisherige Beteiligung Anlass zur Hoffnung, dass die Akzeptanz weiterhin hoch bleibt. Der VGN setzt seine Werbekampagne an den Hochschulen fort. Unter anderem gibt es einen Fotowettbewerb für alle Studierenden und Rabatte für Besitzer einer Zusatzkarte, beispielsweise beim Kitesurfing am Brombachsee, Kanutouren auf der Altmühl oder Bouldern in der Halle an verregneten Tagen.
Da das Semesterticket zunächst als Pilotprojekt für ein Jahr eingeführt wurde, laufen derzeit die Gespräche über eine Fortsetzung. Angesichts der relativ hohen Kaufquote des Zusatztickets, prüfen die Gebietskörperschaften die Möglichkeit einer eventuellen Verlängerung der finanziellen Ausfallgarantie. Sobald auch die Verkaufsentwicklung im Sommersemester absehbar ist, kann der Ticketpreis für das folgende Wintersemester kalkuliert werden. Dieser soll bis Anfang Mai feststehen. Danach steht die Entscheidung des Studentenwerks in Absprache mit den Studierenden und den Hochschulen an.
Veränderungen im Ausbildungsverkehr
Insgesamt verzeichnet der VGN eine Zunahme von Fahrten mit Tickets für Schüler, Studierende und Auszubildende um zwei Prozent. Hier wirken sich die Integration des Landkreises Lichtenfels zum Jahresanfang 2015 sowie die Einführung des Semestertickets im Oktober positiv aus. Das aus Basis- und Zusatzkarte bestehende Semesterticket ersetzt die bisherigen Semesterwertmarken mit kürzerer Gültigkeit. Die Basiskarte erwerben zudem nun alle Studierenden an den teilnehmenden Hochschulen. Im Gegenzug haben sich die Fahrten mit Monatswertmarken für Selbstzahler und Wochenkarten reduziert, auch Einzelfahrausweise dürften weniger gekauft werden.
Gegen den Trend der letzten Jahre hat sich der Absatz von Wertmarken für Kostenträger (Ausgabe durch die Schulen) um 0,68 Prozent leicht erhöht. Das ist zum einen auf die Schüler im Landkreis Lichtenfels zurückzuführen. Zum anderen fallen durch die Zusammenlegung von Schulstandorten und die damit weiteren Entfernungen mehr Schüler unter die Kostenfreiheit des Schulwegs.
Die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler im VGN-Gebiet hat sich gegenüber 2014 jedoch um ein Prozent verringert. Während in der Städteachse (Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach) die Schülerzahlen leicht zugenommen haben, verzeichnen die Städte und Landkreise in der Region Rückgänge. Ein Trend, der sich in den kommenden Jahren weiter fortsetzen wird und von dem der VGN mit seinem großen Anteil des ländlichen Raums stark betroffen sein wird.
Elektronische Auskunfts- und Vertriebssysteme
Die Entwicklung im Bereich der elektronischen Auskunfts- und Vertriebssysteme verlief 2015 positiv. So ging Mitte letzten Jahres der neue Onlineshop in Betrieb, der die bisher getrennten Vertriebswege HandyTicket und Onlineshop auf einer zentralen Plattform vereint. Kunden können seither ihre Tickets entweder online bestellen, selbst ausdrucken oder direkt auf ihren mobilen Endgeräten anzeigen lassen. Dieses neue System hat letztlich auch den bequemen Erwerb des Semestertickets als Print- und Handyticket möglich gemacht.
Mit dem Systemwechsel sind die Verkaufszahlen gestiegen. Aktuell wurde die App „Fahrplan & Tickets“ rund 200.000 Mal heruntergeladen. Pro Monat werden rund fünf Millionen Fahrplanauskünfte berechnet.
Im Dezember gab es bereits einige neue Funktionen bei der VGN-App wie den Anschlussfahrschein für Zeitkarteninhaber oder die Möglichkeiten, eine Sammelquittung zu erstellen und ein einfacheres Passwort zu wählen. In den nächsten Wochen wird es weitere Verbesserungen geben. Unter anderem kann dann die Starthaltestelle per GPS automatisch ermittelt werden, die Verwaltung der Zahlungsmittel wird vereinfacht und bei iOS kann man den Kauf mittels Touch-ID bestätigen. Auch den Startbildschirm kann man dann individuell wählen. Außerdem ist die Integration von Echtzeitdaten in die Fahrplanauskunft bereits in Arbeit.
Insgesamt haben VGN-Kunden 2015 rund 178 Millionen Fahrplanauskünfte im Internet abgerufen. Dabei wurden die mobilen Auskunftsdienste bevorzugt genutzt.
Ausblick
Nicht nur auf der technischen Seite ist viel in Bewegung. Auch das Gebiet des VGN wächst weiter. Vorbehaltlich der Zustimmung der Gesellschafterversammlung und des Grundvertragsausschusses wird der Landkreis Kitzingen zum 1. September 2016 komplett in den VGN integriert. Bereits seit Ende 2006 ist der Bahnhof Iphofen zum VGN-Tarif zu erreichen, ein Jahr später folgte der Bahnhof Kitzingen. Bei VGN-Kunden ist die Weingegend als Ausflugsziel äußerst beliebt. Mit der Integration des ganzen Landkreises rücken weitere attraktive Freizeitziele näher und das Verbundgebiet wächst auf 15.000 Quadratkilometer. Und es könnte weiter wachsen. Auch der Landkreis Haßberge würde gerne komplett beitreten, nachdem die Schienenstrecke Bamberg - Ebern bereits seit 2010 im VGN ist.