Genau 25 Jahre ist es her, dass die Fahrgäste im Großraum Nürnberg erstmals alle öffentlichen Verkehrsmittel und Linien mit einem einzigen Fahrschein nutzen konnten. Seit seinem Start im Jahr 1987 hat der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) eine beeindruckende Erfolgsgeschichte geschrieben. Grund genug um mit einem Festakt am Donnerstag, 27. September 2012 im Historischen Rathaussaal der Stadt Nürnberg auf die fruchtbare Zusammenarbeit der kreisfreien Städte und Landkreise sowie der Verkehrsunternehmen im VGN zurückzublicken. Vor zahlreichen Gästen und Partnern des Verkehrsverbundes gratulieren der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann, Verkehrsstaatssekretärin Katja Hessel, Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly sowie die Vorsitzende der Gesellschafterversammlung des VGN, Anja Steidl.
Besonders die seit dem Verbundstart enorm gestiegenen Fahrgastzahlen zeigen den Erfolg des VGN. Im ersten vollständigen Geschäftsjahr 1988 zählte der Verkehrsverbund rund 109 Millionen Fahrgäste, im vergangenen Jahr lag die Zahl der beförderten Fahrgäste bei knapp 223 Millionen. Das ist mehr als das Doppelte und ein neues Rekordergebnis. Den Erfolg bestätigt Staatssekretärin Katja Hessel: „Der VGN leistet wirklich Großes: Jeden Tag kommen im Verbund fast 900.000 Fahrgäste von A nach B – zuverlässig, sicher und umweltverträglich. Mit Bus,
R-, S-, U-Bahn sowie mit der Straßenbahn gelangen die Menschen in der Metropolregion schnell und bequem ins Büro, nach Hause, zum Shopping oder ins Grüne. Durch die Verknüpfung aller Verkehrsmittel bringt der Verbund Stadt und Land zusammen und erfüllt so die Metropolregion mit Leben.“
Die Bedeutung des VGN für die Metropolregion unterstreicht auch Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly: „Gegründet wurde der Verkehrsverbund mit dem Ziel, die Verkehrsprobleme in der Städteachse Nürnberg-Fürth-Erlangen zu lösen. Es war aber damals schon klar, dass diese Aufgabe nur auf der regionalen Ebene zu lösen ist. Die folgende Zusammenarbeit der Städte und Landkreise beim öffentlichen Personennahverkehr war sicher wegbereitend für die spätere Metropolregion Nürnberg. Heute ist der VGN eine wichtige Klammer für die Metropolregion“.
Kontinuierliches Wachstum
Zu den Gründungsmitgliedern des VGN gehörten die fünf kreisfreien Städte Nürnberg, Fürth, Erlangen, Schwabach und Ansbach sowie die zehn Landkreise Erlangen-Höchstadt, Fürth, Nürnberger Land, Roth, Ansbach, Neustadt a. d. Aisch – Bad Windsheim, Forchheim, Neumarkt, Amberg-Sulzbach und Weißenburg – Gunzenhausen. Auf der Unternehmensseite schlossen sich die Deutsche Bundesbahn, die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft, die Erlanger Stadtwerke AG, die Stadtwerke Fürth und für den Schwabacher Stadtverkehr die Firma Wutzer & Co. zusammen. Sie stellten mit 127 Linien das Verkehrsangebot. Seither treffen die beiden Gremien der Gebietskörperschaften (Grundvertragsausschuss) und der Verkehrsunternehmen (Gesellschafterversammlung) alle wichtigen Entscheidungen im VGN – und zwar entsprechend den Verbundverträgen einstimmig.
In den folgenden Jahren wurde das Gebiet des Verkehrsverbundes mehrmals erweitert. Heute sind 15 Landkreise und acht kreisfreie Städte in den Verbundgremien vertreten. Seit dem Beitritt der Regionen Bamberg und Bayreuth im Jahr 2010 umfasst das Verbundgebiet eine Fläche von 14.000 Quadratkilometern, das entspricht einem Fünftel der Fläche des Freistaats Bayern, mit einer Einwohnerzahl von 2,6 Millionen. Der gesamte Kernbereich der Metropolregion Nürnberg liegt mittlerweile im VGN-Raum. Mehr als 100 Verkehrsunternehmen betreiben über 660 Linien.
Freizeitverkehr als Motor
Während bei den ersten Erweiterungen des Verbundgebiets vor allem die Pendlerbeziehungen im Vordergrund standen, spielte bei den späteren Integrationen von Landkreisen zunehmend auch der Freizeitverkehr eine gewichtige Rolle. Immer mehr nutzen die Fahrgäste in ihrer Freizeit die Verbindungen in die Ausflugs- und Tourismusgebiete. Zur ihrer Information legt der VGN fortwährend neue Prospekte auf, insgesamt 200 Freizeittipps finden sich mittlerweile auf der Homepage unter www.vgn.de. Deutschlandweit führend ist der VGN mit seinen 22 speziell für den Ausflugsverkehr eingerichteten Freizeitbuslinien. Ein gut ausgebauter ÖPNV ist nicht nur in den Städten ein bedeutender Wirtschaftsfaktor sondern ebenso in den Freizeit- und Tourismusgebieten. Das weiß der Vorsitzende des Tourismusverbands Franken und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann besonders zu schätzen: „Die vielen Verknüpfungen und Verzweigungen im Verbundnetz sind nichts anderes als Lebensadern im fränkischen Tourismus. Der VGN ist der Freizeitpartner in der Region – und das gleichermaßen für die einheimische Bevölkerung wie auch für die Urlauber, die mit dem VGN einfach mobil sind. Das entspricht auch den Vorstellungen eines umweltfreundlichen Tourismus.“
Im Gebiet des VGN liegen zehn namhafte Tourismusregionen, die von Urlaubern wie von Tagestouristen aus dem Verbundgebiet geschätzt werden: der Naturpark Haßberge, das Fichtelgebirge, der Naturpark Steigerwald, das Fränkische Weinland, die Fränkische Schweiz, die Frankenalb, der Bayerische Jura, das Fränkischen Seenland, der Naturpark Altmühltal und das Romantische Franken.
Ausbau der Infrastruktur bringt Fahrgäste
Der Großteil des Zuwachses an Fahrgästen in den letzten 25 Jahren ist auf den kontinuierlichen Ausbau der Infrastruktur und der Verkehrsangebote zurückzuführen. Denn nur mit einem leistungsfähigen Verkehrsnetz und attraktiven Verbindungen kann die Bevölkerung zum Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel bewegt werden. Das Rückgrat des Nahverkehrs bildet das gut ausgebaute Schienennetz in der Region und auch im Stadtgebiet Nürnberg-Fürth. „In hohem Maße liegt der Erfolg im Ausbau der Infrastruktur und der Einführung von Taktverkehren begründet. So haben der Bund, der Freistaat Bayern und die Bayerische Eisenbahngesellschaft und auch die Städte den ständigen Ausbau der Infrastruktur über Jahrzehnte hinweg begleitet und gefördert“, so Anja Steidl, Geschäftsleiterin von DB Regio Franken und Vorsitzende der Gesellschafterversammlung. Die Fahrgäste profitieren heute von einem gut ausgebauten Netz mit S- und U-Bahn, modernen Fahrzeugen, weitgehend barrierefreien Haltepunkten. Investiert wurde auch in weitere Regionalbahnstrecken, Busbahnhöfe und mehr als 100 Park+Ride-Anlagen im VGN-Gebiet. „Allen Fördergebern, die die Voraussetzungen für einen attraktiven ÖPNV geschaffen haben, ein herzliches Dankeschön“, so Steidl weiter.
Seit dem Start der S1 im September 1987 wurde das Streckennetz im VGN enorm ausgebaut. 1992 nahm die S2 nach Altdorf den Betrieb auf, 2001 die S-Bahn nach Roth. Ein regelrechter Quantensprung erfolgte im Dezember 2010: Das Netz verdreifachte sich von bis dahin 67 auf eine Gesamtlänge von 224 Kilometern. Neu hinzu kamen die S-Bahn-Strecken von Nürnberg nach Ansbach, Bamberg und Neumarkt sowie die Verlängerung der S1 von Lauf nach Hartmannshof. In den zukunftsweisenden Ausbau investierten der Freistaat Bayern und die DB rund 400 Millionen Euro.
Das Rückgrat des städtischen Schienenverkehrs in Nürnberg und Fürth bildet die U-Bahn mit einem Netz von 35 Kilometern Länge. Rund 118 Millionen Fahrgäste nutzen das schnelle städtische Verkehrsmittel pro Jahr. Seit 2008 verkehren die ersten vollautomatischen Züge Deutschlands zwischen Gustav-Adolf-Straße und Maxfeld. Mit dem Friedrich-Ebert-Platz erreichte die U3 2011 einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt.
Ausblick
„Allerdings ist der Ausbau eines leistungsfähigen Schienennetzes nicht abgeschlossen“, stellt der für Infrastrukturplanung zuständige VGN-Geschäftsführer Andreas Mäder fest. Für die Haupt- und Nebenstrecken nach Neustadt an der Aisch, Markt Erlbach und Cadolzburg sowie nach Neuhaus an der Pegnitz und im Schnaittachtal werden aktuell die Möglichkeiten für einen Ausbau und Betrieb nach S-Bahn-Standard geprüft. Die Aussichten auf eine Reaktivierung von Teilen der ehemaligen Hesselbergbahn bedeuten eine große Chance für eine Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs im südlichen Landkreis Ansbach.
„Da die bereits vorhanden Schienenstrecken und Anlagen in die Jahre kommen, zeichnet sich auch hier ein zunehmender Investitionsbedarf ab. Wir hoffen von daher alle, dass auch in Zukunft ausreichend Fördermittel für den Ausbau und den Erhalt der Infrastruktur zur Verfügung stehen“, erklärt Mäder.
„Eine Herausforderung sehen wir im demografischen Wandel“, sagt sein Kollege Jürgen Haasler, VGN-Geschäftsführer für den Bereich Marketing. Insbesondere der ländliche Raum wird künftig von einem Rückgang der Schülerzahlen betroffen sein. Der Schülerverkehr ist gerade dort die wirtschaftliche Basis des Verkehrsangebots. Es geht nun darum, mit neuen Bedienungskonzepten auch weiterhin ausreichende und zugleich finanzierbare Verkehrsangebote bereit zu halten. „Zudem werden der Klimawandel und die bevorstehende Energiewende die Bedeutung des ÖPNV in Zukunft noch weiter anwachsen lassen. Mit der bewährten Zusammenarbeit und voller Tatkraft stellen sich die Verbundpartner den künftigen Aufgaben“, schließt Haasler.