VGN: Geschäftsjahr 2009
Ein Plus bei den Einnahmen aber etwas weniger Fahrgäste verzeichnete der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) im Geschäftsjahr 2009. Knapp 201,3 Millionen Fahrten sind mit Bussen und Bahnen durchgeführt worden, das waren 1,8 Prozent weniger als im Jahr zuvor. „Den Rekord des Vorjahres konnten wir 2009 nicht wiederholen, in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld haben wir aber dennoch die zweithöchsten Fahrgastzahlen seit dem Verbundstart erzielt", stellte VGN-Geschäftsführer Jürgen Haasler auf der Jahrespressekonferenz am Donnerstag fest. Eine Steigerung gab es bei den Fahrgeldeinnahmen, sie erhöhten sich um 1,6 Prozent auf 223,6 Millionen Euro. Der Zuwachs fällt damit geringer aus als die Tarifanhebung von 2,9 Prozent zum 1. Januar 2009.
„Die Rahmenbedingungen waren im Berichtsjahr schlichtweg schwieriger. Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und ein schlechteres Konsumklima bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Nachfrage im ÖPNV. Offensichtlich schränken sich viele Personen bei Fahrten zum Einkaufen und in der Freizeit ein, laufen oder fahren mehr mit dem Rad", so Haasler. Geringer ausgefallen sind auch die die Verkäufe von KombiTickets. Der Rückgang der Benzinpreise ab Herbst 2008 dürfte sich ebenfalls auf die Nachfrage im ÖPNV ausgewirkt haben.
Einen Einfluss hatten zudem die Streckensperrungen und Schienenersatzverkehre bei den Baumaßnahmen für die S-Bahn. Es wird vermutet, dass vor allem Gelegenheitskunden vom Zug abgesprungen und auf das Auto ausgewichen sind. Betroffen war die R2 mit einem reduzierten Angebot zwischen Nürnberg und Erlangen sowie einer sechswöchigen Totalsperre während der Sommerferien im Abschnitt Erlangen - Bamberg. An mehreren Wochenenden waren die Fahrgäste entlang der R5 nach Neumarkt von Sperrungen und Schienenersatzverkehr betroffen.
„Angesichts dieser Rahmenbedingungen sind wir mit dem vorliegenden Jahresergebnis und einer Fahrtenzahl erneut über der Marke von 200 Millionen durchaus zufrieden", resümierte Haasler. „Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung wird aber weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Wie uns zum Beispiel das Aus von Quelle noch treffen wird, ist nicht abzusehen."
Fahrgäste sparen bei Fahrten und Tickets
In wirtschaftlich schwierigeren Zeiten wird offenbar bei der Nutzung von Bussen und Bahnen gespart. Besonders mit Gelegenheitsfahrten in der Freizeit sowie im Einkaufs- und Besorgungsverkehr haben sich die Fahrgäste zurückgehalten. So ging 2009 der Absatz von Einzelfahrscheinen um 3,2 Prozent sowie von Streifenkarten um 6,4 Prozent zurück. Mit 1,9 Prozent leicht rückläufig sind die Verkaufszahlen des TagesTicket Plus. Ein deutliches Plus von 9,2 Prozent dagegen verzeichnet das TagesTicket Solo. Vor allem Fahrgäste, die mehr als zwei Fahrten am Tag durchführen, wandern vermehrt von Einzelfahrscheinen und Streifenkarten zu diesem Ticket ab. Gänzlich auf ÖV-Fahrten verzichtet wurde verstärkt in den kleinen Stadtverkehren sowie bei den Kurzstrecken. In den Tarifstufen S und K, also bei Entfernungen, die zu Fuß bewältigt werden können, nahmen die Fahrten überproportional um 2,7 Prozent ab.
Zahl der Stammkunden nimmt zu
Erneut erreicht wurde das Ziel, mehr Stammkunden zu gewinnen. Entgegen dem allgemeinen Trend nahm die Zahl der verkauften Abos um 3,5 Prozent zu. Die größten Posten sind das JahresAbo (+ 3,1%) sowie das FirmenAbo (+ 3,0%). Mit diesen Tickets waren fast 70.000 Kunden unterwegs. Auf niedrigerem Niveau, jedoch mit enormen Zuwachsraten, entwickelten sich die Abos mit kurzer Laufzeit. Das Abo 3 legte um 18,9 Prozent zu, das halbjährliche Abo 6 sogar um 83 Prozent. Eine Zunahme von 65 Prozent verzeichnet die persönliche Monatskarte Solo 31.
Bei der 31-Tage-MobiCard gingen die Verkäufe um 18,9 Prozent zurück. Diese Entwicklung ist teils konjunkturbedingt, zum größeren Teil lässt sich der Rückgang auf die Wanderungen zur Solo 31 sowie den Abos zurückführen. Diese Verschiebungen innerhalb des Sortiments waren als Bestandteil der ab 2008 umgesetzten Zeitkartenreform bereits einkalkuliert. Dabei hatte man den Preis für die MobiCard stärker an die intensive Nutzung des Tickets angepasst. Auf der anderen Seite wurde mit der Solo 31 sowie dem erweiterten Angebot bei den Abos preiswerter Alternativen geschaffen, die letztlich bei den Kunden ankommen. Seit Umsetzung der Reform zum 1. Januar 2008 konnten in beiden Jahren knapp 38.000 Zeitkarten (MobiCard, Solo 31 und Abos) mehr abgesetzt werden und die Einnahmen in diesem Segment um rund 10 Prozent gesteigert werden.
Weitere Bewegungen im Zeitkartensortiment
Verringerte Absätze verzeichnet die 9 Uhr- MobiCard. Von ihr wurden 2009 knapp acht Prozent weniger verkauft. Das entspricht einem Trend, der seit 2005 zu beobachten ist. Dieses Ticket ist für die Nutzung im Freizeit- sowie Besorgungsverkehr konzipiert. Mit einen Verkauf von mehr als 285.000 Stück bleibt sie die am stärksten nachgefragte MobiCard-Variante.
Stärkere Rückgänge sind bei der 7-Tage-MobiCard festzustellen. Diese sind allerdings auf eine Abwanderung von Schülern zur günstigeren Schülerwochenkarte zurückzuführen. Das Minus der 7-Tage-MobiCard von 40.000 Stück (- 18%) wird durch die Zunahme von knapp 60.000 Stück (+ 73%) bei der Schülerwochenkarte mehr als kompensiert. Würde man die Zunahme bei den Schülerkarten der MobiCard zurechnen, ergäbe sich bei ihr ein Stückzahlenplus von 8,7 Prozent.
Insgesamt ist im Ausbildungsverkehr ein Plus von 5,8 Prozent bei den Stückzahlen sowie 2,17 Prozent bei den Fahrten zu verzeichnen. Erfreulich ist die Zunahme um 16 Prozent bei den Verkäufen des Semestertickets.
Insgesamt sind die Ergebnisse zum Zeitkartensortiment sehr stark von den kalkulierten Wanderungen zwischen den Tickets geprägt. Sie wirken sich auf die ermittelten Fahrtenzahlen aus, die anhand von Kennwerten zur Nutzungshäufigkeit aus den Verkäufen hochgerechnet werden. Die Fahrgäste sind im vergangenen Jahr verstärkt zu günstigeren Tickets gewandert, die im Schnitt weniger häufig genutzt werden. In diesen Fällen ergeben sich rechnerisch weniger durchgeführte Fahrten, was einen Teil der Rückgänge bei den Fahrgastzahlen erklärt.
Kundenservice wird weiter ausgebaut
„Gute Ergebnisse können wir auch in Zukunft nur erzielen, wenn wir unsere Kunden mit guten Verkehrs- und Serviceangeboten überzeugen. Deshalb bauen wir unseren Service sowie die Informations- und Vertriebswege weiter aus", sagte Marketing-Chef Haasler. Dass der VGN auf dem richtigen Weg ist, zeigen die regelmäßig guten Ergebnisse beim ÖPNV-Kundenbarometer. Besonders gut bewerten die Fahrgäste die Fahrplaninformation zuhause, den Internetauftritt sowie die Fahrplaninformation an den Haltestellen. Ein weiteres klassisches Angebot ist das Info-Telefon des VGN, das rund um die Uhr besetzt ist (0911/270 75-99). Diesen Service nahmen im Jahr 2009 rund 50.000 Anrufer in Anspruch. Über 36.000 Anrufer zählte die kostenlose automatische Telefonauskunft mit Spracherkennung (0800/INFOVGN oder 0800/4636846). Sie wurde im Dezember letzten Jahres technisch auf den neuesten Stand gebracht. Verbundweit können Start und Ziel nun auch als Adresse eingegeben werden. Die berechneten Verbindungen werden nicht nur angesagt sondern werden auf Wunsch auch als Fax oder SMS versandt.
Seit April 2007 verzeichnet das HandyTicket im VGN steigende Nutzer- und Verkaufszahlen. Über 4.000 aktive Nutzer wurden im Dezember gezählt, sie sorgten für einen Absatz von rund 35.000 HandyTickets im Jahr 2009, mit steigender Tendenz. Zusätzlich zum Kauf von TagesTickets und Einzelfahrscheinen bietet das kleine Java-Programm auch eine Fahrplanauskunft über das Handy mit automatischer Tarifberechnung.
Die Auskunftsdienste des VGN wurden im Dezember nochmals erweitert. Speziell für mobile Geräte mit Internet-Browser wurde eine komfortable Fahrplanauskunft entwickelt. Design und Funktion wurden speziell für die Anforderungen der kleinen Bildschirme konzipiert. Bei Handys mit GPS-Funktion kann gleich der aktuelle Standort für die Eingabe der Abfahrtshaltestelle übernommen werden. Tarifangaben sowie die Ausgabe von Karten mit eingezeichneten Fußwegen zur Haltestelle oder zur Zieladresse sind inklusive. Für die Nutzer eines iPhones hat der VGN eine eigene Anwendung entwickeln lassen. Sie bietet neben einer Fahrplanauskunft sogar die Darstellung von Übersichtskarten des Schienennetzes im Verkehrsverbund.
Fahrkarten können seit 2003 auch über den Online-Shop der VAG bestellt werden, die anschließend auf dem Postweg verschickt werden. Der größte Teil entfällt dabei auf TagesTickets und Einzelfahrscheine. Aber auch Zeitkarten wie MobiCards, Abos oder Schülerwertmarken können bestellt werden. Seit Juli 2008 sind TagesTickets auch als Print-Tickets erhältlich. Diese können dann am heimischen PC selbst ausgedruckt werden. Im Dezember wurden bereits mehr als 1.000 Tickets auf diesem Weg gekauft.
Verglichen mit der Gesamtzahl von 25 Millionen verkauften Fahrkarten spielen HandyTicket und Online-Shop vorerst nur eine untergeordnete Rolle, sie sind als eine zukunftsgerichtete Ergänzung der klassischen Vertriebswege gedacht. „Mit diesen modernen Vertriebswegen und Informationsmedien wollen wir nicht nur technisch auf dem neuesten Stand sein sondern vor allem jüngeren Leuten den Zugang zum ÖPNV erleichtern." Befragungen von Nutzern zeigen, dass vor allem jüngere mit diesen Angeboten gut zurechtkommen, sie sehr gut bewerten und weiterempfehlen.
Doch auch die traditionelle Kundschaft wird nicht vernachlässigt. Das Serviceteam des VGN verstärkt in diesem Jahr seine Einsätze mit dem Infobus und wird die Kunden dann direkt vor Ort beraten. Besuche sind in den neuen Erweiterungsgebieten aber auch im alten Verbundraum geplant. Eine persönliche Beratung wird nach wie vor in den Verkaufsstellen sowie rund um die Uhr am Kundentelefon angeboten.
Zukünftige Verbundraumerweiterungen
Zum Jahresbeginn wurde das Verbundgebiet um die Städte und Landkreise Bamberg und Bayreuth sowie den Einzugsbereich der Schienenstrecke Bamberg - Ebern im Landkreis Haßberge erweitert. Bis auf kleinere Schwierigkeiten bei der Umstellung einiger Automaten ist der Verbundstart dort sehr gut verlaufen. Zum Teil können schon jetzt Steigerungen bei den Fahrgastzahlen verzeichnet werden. „Wir hatten im Vorfeld die Bevölkerung über Haushaltsverteilungen, mit Prospekten und an unserem Infobus umfassend informiert. Auch die Presse hat einen großen Teil dazu beigetragen. Ein ganz besonderes Lob verdienen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Verkaufsbüros. Sie wurden über Wochen vom Ansturm der Kunden fast überrollt und haben sehr viel zum Erfolg beigetragen", dankte Haasler auf der
Pressekonferenz.
Aktuell bearbeitet die Verbundgesellschaft weitere Anfragen aus Oberfranken und der Oberpfalz. Momentan werden die Kosten einer Integration von Stadt und Landkreis Coburg sowie der Landkreise Lichtenfels, Kulmbach und Kronach ermittelt. Zu den Anfragen der Stadt Weiden sowie der Landkreise Neustadt a. d. Waldnaab und Tirschenreuth ist noch eine Fahrgasterhebung auf der Schienenstrecke Hof - Weiden - Regensburg erforderlich. Der Auftrag wird in den nächsten Tagen vergeben, durchgeführt wird die Erhebung nach den Sommerferien.