Weitere Schritte in Richtung Semesterticket
Am Mittwoch, 29. Januar 2014, veranstalten Studierende der Nürnberger und Erlanger Hochschulen eine Demo für ein Semesterticket am Nürnberger Plärrer. Zuvor hatten sich am Dienstag, 14. Januar 2014 auf Einladung des Nürnberger Oberbürgermeisters Dr. Ulrich Maly die Studierendenvertretungen der Friedrich-Alexander-Universität (FAU), der TH Nürnberg und der Evangelischen Fachhochschule, die Vertreter der Hochschulen (FAU, TH Nürnberg, Hochschule für Musik), des Studentenwerks Erlangen-Nürnberg, der Städte Fürth und Erlangen sowie der Verbundgesellschaft im Nürnberger Rathaus getroffen um den Sachstand und die nächsten Schritte zu einem Semesterticket zu besprechen. Im Ergebnis bestand Einvernehmen, dass zunächst für ein von allen Seiten angestrebtes Semesterticket zwei verschiedene Grundmodelle kalkuliert werden sollen. Die Berechnungen werden mit den Daten aus der verbundweiten Verkehrserhebung des VGN durchgeführt, die Mitte des Jahres zur Verfügung stehen. Damit können verlässliche Kalkulationen zu einem solidarisch, das heißt von allen Studierenden, finanzierten Semesterticket erstellt werden.
Bei mehreren Gesprächen im vergangenen Jahr sowie in der großen Runde am 14. Januar haben die Vertreter der Studierenden die Gelegenheit genutzt, strittige Punkte anzusprechen, ihre Vorstellungen einzubringen und das weitere Vorgehen abzustimmen. Die Ergebnisse sind offenbar noch nicht bei allen Studierenden angekommen. Aus diesem Grund informiert die Verbundgesellschaft über den aktuellen Stand.
Der Weg zum Semesterticket
Wie in allen vorangegangenen Gesprächen mit den Vertretern der Studierenden weist der Verkehrsverbund darauf hin, dass es auch sein Ziel ist, ein solidarisch finanziertes Semesterticket einzuführen. Die Bedeutung eines solchen Angebots für einen Hochschul- und Wissenschaftsstandort sowie die dort immatrikulierten Studentinnen und Studenten steht außer Frage. Bislang ist das Semesterticket vor allem an der rechtlichen Situation in Bayern und deren Bewertung durch das Studentenwerk gescheitert. Ein von allen Studierenden zu leistender Solidarbeitrag darf nach einem Verwaltungsgerichtsurteil eine gewisse, leider nicht genau definierte, Zumutbarkeitsgrenze nicht überschreiten. Andernfalls bestünde ein Klagerisiko, das letztlich das Studentenwerk zu tragen hätte.
Einen Lösungsansatz sehen nun alle Seiten in einem Sockelmodell, wie es im Oktober 2013 in München eingeführt wurde. Allerdings erforderte auch dort die Kalkulation des Tickets einen großen Aufwand und entsprechende Zeit. Der Durchbruch gelang erst nachdem die Landeshauptstadt München sich bereit erklärt hatte, für einen Pilotzeitraum von zwei Jahren eventuelle Einnahmenausfälle der Verkehrsunternehmen auszugleichen. Dafür wurden Mittel in Höhe von insgesamt zwölf Millionen Euro bereitgestellt. Im VGN liegt das derzeitige Volumen der Ticketkäufe durch Studierende im zweistelligen Millionenbereich. Aus diesem Grund muss jedes künftige Modell solide kalkuliert werden. Das wird mit dem Vorliegen der Daten aus der Verkehrserhebung geschehen.
Geprüft werden nun zwei Varianten: In der ersten ein Basisticket (mit entsprechenden Ausschlusszeiten, wie in München) und einem wählbaren Aufpreisticket, jeweils für den gesamten Verbundraum. In der zweiten ein Basisticket für den gesamten Verbundraum (ebenfalls mit Ausschlusszeiten) und Aufpreistickets für den Raum Nürnberg, Fürth und Erlangen (Zonen 100, 200, 300, 400) sowie das gesamte Verbundgebiet. In beiden Varianten decken die Semestertickets ein halbes Jahr ab.
Bereits 2002 hatte der VGN ein Sockelmodell für ein Semesterticket in Nürnberg, Fürth und Erlangen kalkuliert und vorgeschlagen, das in etwa der heutigen Münchener Lösung entsprach. Bei einer Befragung der damaligen Studentenschaft fand der Vorschlag allerdings keine Zustimmung. Ob die neuen Varianten von den Studierenden akzeptiert werden, muss mit dem Vorliegen der kalkulierten Preise noch ermittelt werden. Auch wenn sich mit der solidarischen Finanzierung des Basistickets die Fahrtkosten für die ÖV-Nutzer reduzieren würden, belastet sie diejenigen Studierenden, die auch künftig nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren wollen.
Derzeitige Tickets
Aktuell können die Studierenden die Semesterwertmarken für das Tarifgebiet Nürnberg/Fürth/Stein, für Erlangen oder für alle genannten Städte erwerben. Da diese Tickets nur von den tatsächlichen Nutzern gekauft werden, können die Preise nicht mit denen eines solidarisch finanzierten Semestertickets verglichen werden. Dennoch fahren die Studierenden schon heute deutlich günstiger als jeder andere Fahrgast im VGN. Der Preisvorteil der Semesterwertmarken gegenüber einer vergünstigten Monatsmarke, die auch Schüler und Auszubildende kaufen können, liegt bei rund sechs Prozent für Fahrten im Gebiet Nürnberg, Fürth, Stein, rund 27 Prozent für Fahrten in Erlangen sowie 19 Prozent bei einer Gültigkeit in den vier Städten (Beispiele für das Sommersemester). „Wir können den Wunsch nach einem noch günstigeren Semesterticket selbstverständlich nachvollziehen“, versichert VGN-Geschäftsführer Haasler. „Im Vergleich mit allen anderen Fahrgastgruppen sind die Studierenden bereits heute privilegiert und eben nicht benachteiligt. Das sollte in der Diskussion nicht übersehen werden. Gleichwohl ist ein Semesterticket auf Solidarbasis unser gemeinsames Ziel“, so Haasler weiter. Dessen Finanzierung wird dann von allen Studierenden gemeinschaftlich getragen, auch von denen, die die öffentlichen Verkehrsmittel nicht nutzen.
Fazit
- Bereits heute sind die Studierenden die am stärksten rabattierte Kundengruppe im VGN
- Alle Beteiligten streben die Einführung eines Semestertickets an
- Gemeinsam wurden zwei mögliche Modelle für ein Semesterticket definiert und die weiteren Schritte festgelegt
- Beide Modelle werden mit dem Vorliegen der Daten aus der verbundweiten Verkehrserhebung kalkuliert
- Die Realisierung erfordert die Zustimmung aller Beteiligten