16. Juli 2021

VGN-Gremien beschließen Erhöhung der Fahr­preise zum 1. Ja­nu­ar 2022

Nach drei Jahren passt zum 1. Ja­nu­ar 2022 der Ver­kehrs­ver­bund Groß­raum Nürn­berg (VGN) seine Fahr­preise erstmals wieder an die Entwicklung der Kosten an. Das haben die Ge­sell­schafter­ver­samm­lung und der Grund­ver­tragsausschuss des VGN in ihren Sitzungen am 24. Juni sowie am 15. Juli 2021 beschlossen. Obwohl die Aufwendungen für das Ver­kehrs­an­ge­bot den Rekordwert von 831 Mil­li­onen Euro erreicht haben, konnte der Ver­kehrs­ver­bund seine Ti­cket­preise seit Ja­nu­ar 2019 stabil halten, dank der finanziellen Unterstützung durch den Freistaat Bayern sowie der kreis­freien Städte und Land­kreise im VGN. Doch nun be­nö­ti­gen die rund 135 Ver­kehrs­un­ter­neh­men im VGN dringend mehr Mittel um die Verkehrs- und Serviceleistungen zu sichern und weiter aus­bau­en zu können. Deshalb wird das Tarifniveau zum Jah­res­wech­sel um 5,5 Prozent angehoben. „Damit wir unseren Fahr­gästen weiterhin einen attraktiven ÖPNV bieten können, brauchen die Ver­kehrs­un­ter­neh­men ausreichende Mittel. Auch für unsere Zukunftsaufgaben wie die Digitalisierung und die Verkehrswende müssen wir handlungsfähig bleiben“, erklärt VGN-Ge­schäfts­füh­rerin Anja Steidl.

Um noch mehr Fahr­gästen den Zugang zu den öf­fent­lichen Ver­kehrs­mit­teln zu erleichtern, sind zum Beispiel die Einführung eines E-Tarifs mit neuen Abrechnungs- und Rabattmodellen sowie eine über­grei­fende Mo­bi­li­tätsplattform zur Nutzung ver­schie­dener Verkehrsdienst­leis­tungen in Planung. Mit Blick auf die sich ver­än­dernden Mo­bi­li­täts­be­dürf­nisse der Menschen in Stadt und Land sollen auch die Ver­kehrs­an­ge­bote angepasst und erweitert werden. „Das alles ist aber nur zu schaffen, wenn wir diese Verbesserungen auch finanzieren können. Es geht nur durch die Beteiligung aller, sei es über die Fahr­preise oder durch Steuermittel“, bekräftigt Steidl.

 

Zuschüsse der öf­fent­lichen Hand

Auch der drastische Einbruch der Fahrgeldeinnahmen durch die Corona-Pandemie bringt die Ver­kehrs­un­ter­neh­men in starke Bedrängnis. Denn sie hatten die Verkehrsleistung zu Zeiten der Lockdowns nicht oder nur in geringem Maße zurückgefahren, um den Fahr­gästen möglichst viel Platz und Abstand in den Fahr­zeugen zu bieten. Den Ausfall von Fahrgeldeinnahmen im Jahr 2020 haben Bund und Freistaat mit dem ÖPNV-Rettungsschirm wei­test­ge­hend ausgeglichen und so den Betrieb der Linien und auch die Existenz vieler privater Ver­kehrs­un­ter­neh­men gesichert. Al­ler­dings werden alle Betriebe noch mehrere Jahre mit den Auswirkungen der Pandemie auf die Fahr­gast­zahlen sowie die Einnahmen zu kämpfen haben. Der Großteil der Un­ter­neh­men im VGN erbringt die Verkehrsleistungen zudem im Vergabewett­be­werb. Sie hatten ihre An­ge­bote scharf kalkuliert, ein finanzieller Puffer ist bei ihnen nicht vorhanden. Die kommunalen Verkehrsbetriebe müssen die Belastung der städtischen Haushalte durch höhere Defizite möglichst begrenzen. Angesichts dieser äußerst angespannten wirt­schaft­lichen Situation können die VGN-Un­ter­neh­men nicht auf die Anpassung der Fahr­preise verzichten.

 

Stadt Nürn­berg finanziert Aussetzung

Nach dem Nürn­berger Stadtratsbeschluss vom 17. Juni 2020 sollen Fahr­preiserhöhungen in Nürn­berg noch um ein weiteres Jahr verschoben werden. Das heißt, die Preise in der Tarifstufe A und K bleiben zum 1. Ja­nu­ar 2022 unverändert. Der ent­spre­chende Ausfall von Einnahmen wird von der Stadt Nürn­berg ausgeglichen. Die anderen Städte und Land­kreise im VGN sehen für sich keine Möglichkeit auf den not­wen­digen Ausgleich der Kostensteigerung zu verzichten. „Während die Preise unserer Tickets seit 2019 unverändert geblieben sind, haben sich die Aufwendungen für die Verkehrsleistung fortwährend erhöht. Diese Schere in der Entwicklung von Kosten und Einnahmen muss nun dringend geschlossen werden, damit der ÖPNV weiter funktionieren kann“, erläutert Steidl. Die beschlossene Erhöhung von 5,5 Prozent zum 1. Ja­nu­ar 2022 setzt sich zusammen aus dem Anstieg der Kosten um 2,61 Prozent im Jahr 2021 sowie der prognostizierten Kostensteigerung für das Jahr 2022 von 2,82 Prozent.

Mit diesem Schritt wird noch eine weitere Schere geschlossen: Denn in den Jahren 2012 und 2016 lagen die Erhöhungen der Fahr­preise im Ta­rif­ge­biet Nürn­berg wegen der finanziellen Situation des Stadt­ver­kehrs teilweise über dem durch­schnitt­lichen Prozentwert im VGN. Mit dem Aussetzen in Nürn­berg und einer umgesetzten Fahr­preiserhöhung zum Jah­res­wech­sel im restlichen Ver­bund­raum, wird nun wieder ein einheitliches Tarifniveau im ge­samten VGN erreicht.

Ab 2023 sollen Fahr­preise nach einem neuen Ver­fah­ren fortgeschrieben werden. Bei diesem berechnen sich künftige Tarifanpassungen zu je 50 Prozent nach einem VGN-spezifischen Kostenindex sowie einem zweiten Indexwert, der die Einkommensentwicklung privater Haushalte im Durchschnitt der letzten drei Jahre berück­sichtigt. Dieses Ver­fah­ren schafft eine trans­pa­rente und nachvollziehbare Ent­schei­dungsgrundlage für künftige Beschlüsse der Gremien des Ver­kehrs­ver­bundes sowie der Kommunalpolitik. Den Auf­ga­ben­trägern und den Ver­kehrs­un­ter­neh­men, die ihre Verkehrsleistungen erbringen müssen und zum Teil für Ausschreibungen kalkulieren müssen, bietet dieser Weg die not­wen­dige Planungssicherheit.

 

VGN-Studie zum 365-Euro-Ticket

In der öf­fent­lichen Diskussion befindet sich immer wieder ein 365-Euro-Ticket für alle Fahr­gäste. Der VGN hat deshalb im Frühjahr eine Studie in Auftrag gegeben, die untersucht, ob und wie ein neues Abo-Modell nach dem Vorbild eines 365-Euro-Tickets im ge­samten VGN-Gebiet eingeführt werden kann. Bislang ist ein solches An­ge­bot nach dem erwähnten Stadtratsbeschluss vom Juni 2020 nur in Nürn­berg geplant.  Zu den Fragestellungen der Studie ge­hö­ren die Entwicklung ge­eig­neter Tarifmodelle, das Nachfragepotenzial sowie die Kosten und Möglichkeiten der Finanzierung etwaiger Lösungen. Die Ergebnisse des Gutachtens werden im Ok­to­ber dieses Jahres erwartet.

 

Ausführliche Hintergrundin­for­ma­ti­onen und Videos zum Thema bietet der Ver­kehrs­ver­bund unter www.vgn.de/tarifbeschluss.

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