VDV-Aktionsbus am Nürnberger Hauptmarkt
Ein gut ausgebauter öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) ist unverzichtbar für die Wirtschaft. Das machten am Montag die Vertreter namhafter Unternehmen gemeinsam mit Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly und IHK-Präsident Prof. Dr. Klaus Wübbenhorst in Nürnberg deutlich.
Am Nachmittag hatte der weiße Tourbus des bundesweiten Aktionsbündnisses „Wir bringen die Wirtschaft in Fahrt“ Halt in der Nürnberger Innenstadt gemacht. Dieses Bündnis aus Wirtschaft, Verkehr und Politik hat zum Ziel, gemeinsam den Nutzen des ÖPNV hervorzuheben. Als Symbol der Unterstützung klebten die Teilnehmer, darunter Berthold Krausert, Leiter des Personalbereichs bei der DATEV eG, Personalvorstand Walter Bockshecker von der NÜRNBERGER Versicherungsgruppe sowie Manfred Hopfengärtner, Standortleiter der Siemens AG, Unternehmenslogos sowie das Nürnberger Stadtwappen auf den Bus. Sieben Wochen lang ist das Fahrzeug des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) auf einer Tour durch ganz Deutschland unterwegs, mit Station in 44 Städten.
Wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region
Welche Bedeutung der öffentliche Personennahverkehr für die Metropolregion Nürnberg hat, hob ihr Ratsvorsitzender, der Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly hervor: „Für das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Metropolregion spielt der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) eine wichtige Rolle.“ Die Vorbereitungen für den Beitritt von Stadt und Landkreis Bamberg, die Absicht für eine Erweiterung im Raum Bayreuth sowie das große Interesse weiterer Städte und Landkreise Oberfrankens unterstreichen den hohen Stellenwert des Verkehrsverbundes. Dadurch wachse die Metropolregion noch mehr zusammen, auch die Beziehungen zwischen den Städten und dem ländlichen Raum würden noch enger geknüpft.
Der Präsident der IHK Nürnberg, Prof. Dr. Klaus Wübbenhorst sieht im gemeinsamen Verkehrsverbund ebenfalls ein wichtiges Bindeglied. Aus Sicht der IHK komme dabei dem Ausbau des S-Bahn-Netzes eine tragende Rolle zu. Die zweite Stufe des S-Bahnausbaus sei Bestandteil des mittelfränkischen 10-Punkte-Programms Verkehr. „Zudem fordern alle IHKs in der Metropolregion dass der Fertigstellungstermin 2010 eingehalten wird“, so Wübbenhorst. Die S-Bahn habe ein enormes Verlagerungspotential, allein im Bereich Erlangen könnten 8.000 Pendler von der Straße auf die Schiene gebracht werden. Damit würde sich eine Entlastung der vor allem zur Rushhour stark frequentierten A 73 ergeben, von der letztlich auch der Wirtschaftsverkehr profitiere.
Unternehmen setzen auf Busse und Bahnen
Bei der Erreichbarkeit für Mitarbeiter und Kunden setzen viele Unternehmen gezielt auf den ÖPNV. Im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg nutzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von rund 50 Unternehmen und Behörden bereits das Firmen-Abo. In vielen Fällen bezuschussen die Firmen die umweltfreundliche Verkehrsmittelwahl der Mitarbeiter, wie die drei anwesenden Unternehmensvertreter bestätigten.
„Für uns reiht sich das Thema Busse und Bahnen in unsere Firmenphilosophie des nachhaltigen Wirtschaftens ein. Wer Bus und Bahn statt Auto fährt, produziert 400-mal weniger Feinstaub und stößt pro Person weniger als die Hälfte CO2 aus. Wir können sagen, dass rund 50 Prozent unserer Mitarbeiter in Nürnberg morgens mit einem 0,5-Liter-Auto zur Arbeit kommen, weil sie mit Bus und Bahn fahren“, so DATEV-Personalleiter Berthold Krausert.
Auch für den Personalvorstand der NÜRNBERGER Versicherungsgruppe, Walter Bockshecker ist ein attraktives Nahverkehrsangebot unverzichtbar: „Bei der Entscheidung für einen neuen Standort unserer Generaldirektion Ende der 90er Jahre war die leichte Erreichbarkeit mit S-Bahn, Straßenbahn, und Bus von entscheidender Wichtigkeit, da viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von auswärts kommen“. Heute nutzen von den rund 2.600 Beschäftigten der Generaldirektion fast 1.500 das Firmen-Abo.
Die Siemens-Mitarbeiter in Erlangen, Nürnberg und Forchheim fahren ebenfalls mit einem verbilligten Firmen-Abo. Auch Fürth wir demnächst mit einbezogen, wie Standortleiter Manfred Hopfengärtner berichtete. „Unseren Mitarbeitern bieten wir die Möglichkeit, komfortabel, preiswert und umweltfreundlich zur Arbeit zu fahren. Damit entlasten wir zudem die Straßen und den Parkraum im Umfeld unserer Standorte. Der Flächenbedarf für Parkplätze wird so minimiert“, so Hopfengärtner.
Bustour gegen Mittelkürzungen: Hand in Hand mit der Wirtschaft
Die tägliche Fahrt zur Arbeit macht die Bedeutung des ÖPNV für die Wirtschaft besonders deutlich. An jedem Werktag nutzen 230.000 Fahrgäste die Linien des VGN für den Berufsverkehr, berichtete VGN-Geschäftsführer Jürgen Haasler. Doch auch Einzelhandel und Dienstleister profitieren vom öffentlichen Personennahverkehr, so zählt der Verkehrsverbund täglich 210.000 Fahrgäste allein im Einkaufs- und Besorgungsverkehr. Immer mehr an Bedeutung gewinnt zudem der Freizeitverkehr im VGN. Besonders in der Region werden die Fahrtenangebote sehr geschätzt, da der Naherholungstourismus hier ein bedeutsamer Wirtschaftszweig ist. Deshalb begrüße auch der Tourismusverband Franken zukünftige Erweiterungen des VGN-Gebietes in der Metropolregion Nürnberg.
Um seiner Bedeutung für die Wirtschaft und besonders für den Umwelt- und Klimaschutz gerecht zu werden, bedarf der ÖPNV allerdings einer angemessenen Ausstattung mit finanziellen Mitteln. „Hier zeichnet sich derzeit ein Trend weg von der öffentlichen Hand hin zur Nutzerfinanzierung ab“, erläuterte der VAG-Vorstand und Vorsitzende der VDV Landesgruppe Bayern, Dr. Rainer Müller. „Für 2007 und 2008 rechnet der VDV Bayern bei den öffentlichen Leistungen für Schüler- und Schwerbehindertenbeförderung sowie bei der Fahrzeugförderung mit Einbußen von über 80 Millionen Euro pro Jahr, die die Verkehrsunternehmen nun schultern müssen.“ Allein das Aussetzen der Busförderung in den beiden Jahren wirkt sich bayernweit auf die Neuanschaffung von rund 1.000 Bussen aus. Alte Fahrzeuge müssen länger gefahren werden, die Beschaffung neuer Busse mit moderner, umweltfreundlicher Technologie wird hinausgeschoben. Eine Tatsache unter der nicht nur die Umwelt leidet sondern auch der Absatz von Neufahrzeugen und somit Industrie und Wirtschaft.
Vor allem aber die Fahrgäste dürfen nicht vergessen werden. Mit ihren Erwartungen an Angebotsqualität und Komfort entscheiden sie selbst über die Wahl des Verkehrsmittels. Der ÖPNV hat sich in den letzten Jahren insgesamt sehr positiv entwickelt und konnte Fahrgastzuwächse vermelden. Damit diese Entwicklung sich fortsetzt, sprachen sich die Teilnehmer für eine ausreichende Finanzierung des Nahverkehrs aus.