15. November 2019

Beirat der BEG: SPNV in den Ballungsräumen stärken

Mit einer an den bay­e­rischen Verkehrsminister Hans Reichhart gerichteten Resolution fordert der Beirat der Bay­e­rischen Ei­sen­bahn­ge­sell­schaft (BEG) zu­sätz­liche Gelder zur Stärkung des Schie­nen­ver­kehrs in den Ballungsräumen. Dazu haben die Ver­kehrs­ver­bün­de in München, Nürn­berg, Augsburg, Regensburg und Würzburg Vorschläge zur Verbesserung des Ver­kehrs­an­ge­bots erarbeitet.

Die Staatsregierung stellt der BEG höhere Finanzmittel für die Sicherstellung eines bayernweiten stündlichen Grundtakts auf allen bay­e­rischen Schie­nen­stre­cken zur Ver­fü­gung. Damit bringt sie den Schie­nen­ver­kehr im ländlichen Raum und auf den über­grei­fenden Relationen weiter voran. „Jetzt geht es darum, den SPNV in den Ballungsräumen noch mehr zu stärken“, erklärt der Vorsitzende des BEG-Beirats und Ge­schäfts­füh­rer des Ver­kehrs­ver­bunds Groß­raum Nürn­berg, Andreas Mäder. „Damit entlasten wir die Zentren, er­hal­ten die Le­bens­qua­li­tät der Menschen in den Städten und leisten einen zu­sätz­lichen Beitrag zu Luftreinhaltung und Klimaschutz“, so Mäder weiter.

Das Maßnahmenbündel zielt darauf ab, die Leis­tungs­fä­hig­keit und die At­trak­ti­vi­tät des SPNV im Einzugsbereich der Zentren schon kurz­fris­tig und mit einem moderaten Einsatz von Mitteln zu erhöhen. Dazu ge­hö­ren die Schließung von Taktlücken, der Ausbau von Früh- und Nachtfahrten sowie weitere Optimierungen des Fahrplanes. Die geschätzten Kosten belaufen sich auf rund 15 Mil­li­onen Euro für das Gebiet des MVV, etwa 6,5 Mil­li­onen Euro für den VGN und rund fünf Mil­li­onen für den RVV jährlich.

 

Die verkehrlichen Maßnahmen im Detail:

  1. Bal­lungs­raum München

Kurz­fris­tig sind folgende An­ge­botsverbesserung bei der S-Bahn München umzusetzen, die ohne Investitionen in neue Fahr­zeuge bzw. in die Leis­tungs­fä­hig­keit der Netze bestellt werden könnten:

Betriebliche Verbesserungen – Schließung von Taktlücken
Noch immer existieren auf vielen Linien unregelmäßige Taktsprünge und Taktlücken, die die Merkbarkeit und damit generell die At­trak­ti­vi­tät des An­ge­bots deutlich schmälern. Ein so großer und dicht besiedelter Bal­lungs­raum braucht einen durchgehenden 20-Mi­nu­ten-Takt von 4.30 Uhr bis 23 Uhr. Nur damit steht Bayerns Landeshauptstadt auf einer Ebene mit Berlin oder Hamburg.

Mehr Früh- und Nachtfahrten
Die aktuellen Betriebszeiten der Münchner S-Bahn gehen von circa 5 Uhr morgens bis circa 1 Uhr nachts. Danach gibt es kein regelmäßig vertaktetes Leistungsan­ge­bot. Das ist für einen derart prosperierenden Groß­raum nicht mehr zeitgemäß. Ein merkbares Leistungsan­ge­bot rund um die Uhr (z. B. 60-Mi­nu­ten­takt in den Nachtstunden) auf allen Ästen ist daher perspektivisch einzuführen. Das könnte ein verbessertes Nachtan­ge­bot auch im Re­gi­o­nal­bus­ver­kehr nach sich ziehen. Schon ein Betriebsbeginn der S-Bahn München um etwa 4.30 Uhr würde vielen Schichtarbeitern nützen. Profitieren könnten auch Fernreisende, die einen frühen Zug am Haupt­bahn­hof oder eine Flugver­bin­dung am Flug­ha­fen München erreichen müssen.

Alle Leerfahrten als Per­so­nenfahrten durch­füh­ren
Damit lassen sich be­ste­hende Kapazitätseng­päs­se sehr ein­fach und zeitnah beseitigen.

  1. Bal­lungs­raum Nürn­berg

Ohne zu­sätz­lichen Ausbau der In­fra­struk­tur könnten folgende Maßnahmen kurz­fris­tig umgesetzt werden:

Nacht-S-Bahnen bei der S-Bahn Nürn­berg
Die Verbandsversamm­lung des Zweck­ver­bandes Ver­kehrs­ver­bund Groß­raum Nürn­berg (ZVGN) hat in ihrer Sitzung am 16. Juli 2019 einstimmig beschlossen, gegenüber dem SPNV-Auf­ga­ben­träger erneut die Realisierung eines Nachtverkehrs im ge­samten S-Bahn-Netz Nürn­berg an Wo­chen­en­den und Fei­er­tagen zu fordern. Der Verbandsvorsitzende und Nürn­berger Oberbürgermeister, Dr. Ulrich Maly, hat zwi­schen­zeit­lich in einem Schreiben an Staatsminister Hans Reichhart auf die Ausschreibung des Nürn­berger S-Bahn-Netzes im De­zem­ber 2013 verwiesen. Bei dieser war der Nachtverkehr auf allen S-Bahn-Linien als Eventualposition enthalten, wurde jedoch bei der Auftragsvergabe an die DB Regio AG nicht bestellt. Bei einer Ge­samtleistung von jährlich 7,2 Mio. Zugkilometern würden diese Nachtverkehre lediglich eine Zunahme von rund 160.000 Zugkilometern pro Jahr bedeuten.

Betriebliche Verbesserungen im S-Bahn-Netz – Schließung von Taktlücken
Der S-Bahn Ausschreibungsfahrplan (Betriebsstufe 1) weist an Werk­tagen (Mon­tag bis Frei­tag) streckenbezogen eine un­ter­schied­liche Anzahl an Fahrten von 78 bis 108 (Summe beider Rich­tungen) aus. Der ZVGN strebt bei wachsender Nachfrage im Kernnetz der S-Bahn Nürn­berg in den Betriebszeiten zwischen 5.00 Uhr und 20.00 Uhr ein einheitliches Bedienungsan­ge­bot im 20-Mi­nu­ten-Takt an. Dies erfordert Taktverdichtungen auf den Abschnitten

  • Nürn­berg – Neumarkt von 94 Fahrten auf 108 Fahrten;
  • Nürn­berg – Ans­bach von 93 Fahrten auf 108 Fahrten;
  • Schwabach – Roth von 92 Fahrten auf 108 Fahrten;
  • Erlangen – Forch­heim von 78 Fahrten auf 108 Fahrten;

Mit den Taktverdichtungen sind in Summe Mehrleistungen von rund 450.000 Zugkilometer jährlich verbunden.

  1. Bal­lungs­raum Augsburg

Vorzeitige Einführung eines 30-Mi­nu­ten Taktes an Sams­tagen auf den Strecken Augsburg – Dinkelscherben und Augsburg – Aichach
Mit Betriebsaufnahme der Augsburger Netze im De­zem­ber 2022 soll auf den oben genannten Strecken der 30-Mi­nu­ten-Takt eingeführt werden. Auf Grund der starken Pend­ler­strö­me in die Stadt Augsburg ist dieser dichte Takt jedoch schon heute erforderlich. Daher ist eine vorzeitige Einführung des 30-Mi­nu­ten Taktes sinnvoll und wird seitens des AVV unterstützt.

Nachtzüge ab Augsburg in den Nächten Frei­tag/Sams­tag sowie Sams­tag/Sonn­tag in alle Rich­tungen um ca. 2.00 Uhr
Derzeit besteht die letzte Fahrt­mög­lich­keit ab Augsburg um ca. 1.00 Uhr. Gerade an Wo­chen­en­den ist der Be­triebs­schluss für viele Abendver­an­stal­tungen zu früh. Fahr­gäste, die öf­fent­lich anreisen, haben keine Möglichkeit mehr, mit dem SPNV zurückzufahren. Der AVV betreibt ein Netz von Nacht­bus­linien, welches von den Kunden sehr gut an­ge­nom­men wird. Daher empfiehlt sich auch die Einführung von nächtlichen Fahrt­mög­lich­keiten im Schie­nen­ver­kehr um ca. 2.00 Uhr ab Augsburg.

Bessere Verteilung der Taktlage der Züge in­ner­halb einer Stunde
Die derzeitige Verteilung der Abfahrten in­ner­halb einer Stunde entspricht keinem Taktverkehr. Obwohl mehrere Abfahrten pro Stunde erfolgen, sind diese teilweise nur im Mi­nu­tenbereich von­ei­nan­der entfernt. Bei­spiels­wei­se ver­keh­ren von Augsburg nach Schwabmünchen nach­mit­tags drei Züge pro Stunde, al­ler­dings mit teilweise großen zeit­lichen Lücken (Abfahrt Augsburg Hbf. nach Schwabmünchen 16.15, 16.33, 17.02). Eine bessere Vertaktung ermöglicht auch besser vertaktete Verknüpfungen an den Endbahn­hö­fen mit den abbringenden Bussen.


 

  1. Bal­lungs­raum Regensburg

Die aktuelle Planung der BEG sieht vor, dass die heutigen Leistungen des agilis-Netzes zum Fahrplanjahr 2023 neu ausgeschrieben werden. Im Rahmen dieser Neuausschreibungen sollen erfreulicherweise einzelne An­ge­botsverdichtungen berück­sichtigt werden, die voraussichtlich ohne um­fang­reiche In­fra­struk­turmaßnahmen (z. B. Kapazitätsausweitungen zwischen Regensburg Hbf. und Obertraubling) umgesetzt werden können.

Zur kurz­fris­tigen Attraktivierung des SPNV-An­ge­botes im ostbay­e­rischen Raum sollten die folgenden An­ge­botsausweitungen bereits kurz­fris­tig durch­ge­führt werden:

  • Verdichtung des RE-Verkehrs zwischen Nürn­berg, Neumarkt i. d. OPf. und Regensburg auf einen Stunden-Takt (bislang 2-Stunden-Takt)
  • Ver­län­ge­rung der Haupt­ver­kehrs­zeiten mit min­des­tens halbstündiger Bedienung zwischen Regensburg Hbf. und Parsberg, Straubing, Ingolstadt und Eggmühl
  • Stündliche Ver­län­ge­rung der im 30-Mi­nu­ten-Takt zwischen Regensburg – Schwandorf ver­keh­renden Züge bis Furth im Wald

Aktuell erarbeitet die Bay­e­rische Ei­sen­bahn­ge­sell­schaft ge­mein­sam mit RVV, Stadt und Land­kreis Regensburg ein Konzept zur mittel- bis langfristigen Verbesserung des SPNV im ostbay­e­rischen Raum. Auch hier gilt es zu prüfen, in wieweit einzelne Verbesserungsmaßnahmen ggf. bereits heute schon umgesetzt werden könnten.

 

  1. Bal­lungs­raum Würzburg

Eine Taktverbesserung des SPNV im aktuellen Ver­bund­ge­biet (Planungsregion 2) und im Ver­bund­raumer­wei­te­rungsgebiet (Planungsregion 3) sowie insbesondere zwischen den beiden Gebieten ist für die Region Mainfranken äußerst erstrebenswert. Gemäß einer aktuellen Studie von Probst und Consorten (Juni 2019) verfügt der VVM derzeit im deutsch­land­weiten Vergleich bereits über sehr günstige Tarife im Dau­er­kar­tenbereich. Dement­spre­chend kann eine Neu­kun­dengewinnung (bzw. der Erhalt des momentanen Kundenstamms) am besten über eine Verbesserung des An­ge­bots erfolgen. Neben einer grund­sätz­lichen Verdichtung des Taktverkehrs bietet sich auch eine Verbesserung des An­ge­bots an Spätver­bin­dungen vor allem am Wo­chen­en­de an.

 

Mitglieder des Beirats der Bay­e­rischen Ei­sen­bahn­ge­sell­schaft mbH (BEG)

Ver­kehrs­ver­bün­de:
Augsburger Ver­kehrs­ver­bund (AVV)
Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV)
Nah­ver­kehr Mainfranken (NVM)
Regensburger Ver­kehrs­ver­bund (RVV)
Ver­kehrs­ver­bund Groß­raum Nürn­berg (VGN)

 Wirtschaft:
Bay­e­rischer Handwerkstag
Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern
Vereinigung der Bay­e­rischen Wirtschaft e. V.

Verbände:
Bayern Tourismus Marketing GmbH
Landesverband Bay­e­rischer Om­ni­bus­un­ter­neh­men e. V.
Pro Bahn Landesverband Bayern e. V.
Verband Deutscher Ver­kehrs­un­ter­neh­men e. V. (VDV)

Gewerkschaften:
DGB – Landesbezirk Bayern
Ei­sen­bahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Landesverband Bayern

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