Die Höhlenruine von Hunas – Archiv des Eiszeitalters 2
Sie wurde im Mai 1956 von dem Erlanger Universitätsprofessor Florian Heller entdeckt. Noch im Herbst 1956 begann Prof. Heller mit umfangreichen Ausgrabungen, die er erst im Sommer 1964 abschloss.
Nach längerer Unterbrechung konnten dann die Grabungen im Jahr 1983 mit neuen, verbesserten Methoden wieder aufgenommen werden. Die Ergebnisse dieser langjährigen Ausgrabungen zeigen, dass die Ablagerungen in der ehemaligen Höhle von Hunas ein weit über Bayern hinaus einzigartiges, dokumentiertes Archiv der Geschichte des eiszeitlichen Menschen und seiner Umwelt darstellen.
Mehr als 130 Tierarten sind bisher nachgewiesen worden:
Mehr als die Hälfte davon sind Säugetiere, knapp ein Drittel Vögel, der Rest Kriechtiere, Amphibien und Weichtiere. Die meisten Säugetiere sind Kleinformen wie Fledermäuse, Insektenfresser, Hasenartige und Wühlmäuse. Hamster, Hörnchen und Biber, Spring- und Waldmäuse kommen ebenfalls vor.
Die zahlreichen Reste von Nagetieren wiederum sind auf die Anwesenheit von Nachtgreifvögeln wie Eulen, Uhus oder Käuzen zurückzuführen. Unter den größeren Arten sind mehrere Marderartige, Füchse, Wölfe, der Höhlenlöwe, die Hyäne und natürlich der Höhlenbär zu nennen, von dem übrigens die größte Zahl der Knochen stammt.
Daneben sind Hirsch, Reh, Pferd und Rinderartige reichlich vertreten und auch Waldnashörner sind belegt.
Ganz besonders interessant sind die Funde von Primaten: Zähne und Knochen von Makaken, wie sie heute noch auf Gibraltar vorkommen. Der älteste Rest eines Menschen in Bayern ist der Zahn eines Neandertalers.
Hochaktuell: mehrfacher Klimawechsel innerhalb der Eiszeit
Weitere Hinweise auf die ehemaligen Klimaverhältnisse haben die Auswertung der pflanzlichen Reste, Holzkohlen und Pollen (Blütenstaub) selbst geliefert. Fasst man alle diese Ergebnisse zusammen, so dokumentiert dieses einmalige erdgeschichtliche Archiv eine wechselvolle Landschaftsgeschichte.
Die bisher aufgeschlossenen Schichten spiegeln nämlich einen mehrfachen Klimawandel wider, der mit einer durch warmzeitliche Klimaverhältnisse geprägten Waldphase einsetzt, auf die zunächst eine kühlere Phase folgt, bevor sich erneut recht günstige gemäßigte feuchtwarme Verhältnisse einstellen.
Danach kommt es zu einer raschen und deutlichen Klimaverschlechterung, die über weitere Schwankungen zu immer ungünstigeren, trocken-kalten Umweltbedingungen mit Steppen und Tundren hinführt. Den Abschluss der Folge bilden aber die Ablagerungen einer neuerlichen Erwärmung. Auf die Spuren des Menschen traf man in fast allen Schichten.
Die aus Abschlägen hergestellten Geräte zeigen in ihrer Art und Weise ihrer Fertigung deutliche Unterschiede. Vergleichbare, ähnlich alte Funde fehlen bislang in Bayern.
Neue Daten – neue Fragen
Für eine absolutchronologische Einordnung stand das Uran-Thorium-Datum einer Sinterdecke mit einem Alter von 260 000 Jahren (+60 000 -– 40 000 Jahren) zur Verfügung, welches in den 1970er-Jahren gemacht wurde. Da die radiometrischen Analyse-/Bestimmungsmethoden sich seitdem verbessert haben, wurde 2003 eine Probe aus einer Sinterschicht, der das gesamte Schichtpaket auflagerte, entnommen.
Diese neue Datierung erbrachte jedoch einen völlig anderen Zeitansatz (78000 bzw. 118 000 Jahre), so dass diese Schichtenfolge in den älteren Teil der letzten Kaltzeit, in das Frühwürm zu stellen wäre.
Eine daraufhin unternommene neue Untersuchung an der in der Heller’schen Grabung liegenden Sinterdecke bestätigte wiederum mit 270 000 Jahren jedoch das bisher verwendete Datum. Diesen Widerspruch der Ergebnisse zu klären, wird die spannende Aufgabe der nächsten Grabungskampagnen sein, die von Prof. L. Reisch und Frau Dr. Hilpert von der Universität Erlangen-Nürnberg geleitet werden.