Wachstum auch in der Zukunft
Zuwachs an Fläche und Einwohnern
Weitere Wachstumsimpulse dürften die anstehenden Erweiterungen des Verbundgebietes bringen. Zum 1. Januar 2010 werden die Städte und Landkreise Bamberg und Bayreuth dem Verkehrsverbund Großraum Nürnberg beitreten. Auch die Schienenstrecke Bamberg - Ebern im Landkreis Haßberge sowie die Buslinien zum Bahnhof Ebern werden in den Verbund integriert. Die Gremien dieser Gebietskörperschaften haben den Beitritt bereits beschlossen. „Auch die Gesellschafter des VGN haben in ihrer Versammlung am 17. März 2009 den Beitritten zugestimmt", berichtet Professor Willi Weißkopf, VGN-Geschäftsführer für den Bereich Verkehrs- und Infrastrukturplanung. Im Grundvertragsausschuss, dem wichtigsten politischen Gremium im Verbund, stehen die Erweiterungen am 29. April auf der Tagesordnung.
Weitere Städte und Landkreise lassen die finanziellen Auswirkungen eines Beitrittes zum Verbund prüfen. Aktuell laufen die Berechnungen für die Stadt und den Landkreis Coburg sowie die Landkreise Lichtenfels, Kulmbach und Kronach. Auch die Landkreise Kitzingen und Haßberge wollen zukünftig mit ihren restlichen Gebieten in den VGN integriert werden. Die Anfragen der Landkreise Neustadt a.d. Waldnaab und Tirschenreuth sowie der Stadt Weiden stehen ebenfalls auf der Agenda. Hier müssen allerdings noch Nachfragedaten auf der Schienenstrecke Hof - Weiden - Regensburg erhoben werden. Die Kosten für die notwendige Verkehrserhebung werden derzeit ermittelt. Interesse an einer Verbundintegration hat auch der Landkreis Hof. Dem steht allerdings die ablehnende Haltung der Stadt Hof entgegen. Aus verkehrlichen Gründen scheidet eine Insellösung, nur mit dem Landkreisgebiet, aus. Erste Gespräche über einen denkbaren Beitritt wurden zudem für den nördlichen Landkreis Eichstätt sowie mit dem Landkreis Wunsiedel geführt.
Mit der anstehenden Ausdehnung des Verbundgebiets nach Bamberg und Bayreuth sowie in den Landkreis Haßberge wird der VGN flächenmäßig mit dem bislang zweitgrößten Verbund Deutschlands, dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV), gleichziehen. Beide werden dann eine Fläche von rund 14.000 Quadratkilometern aufweisen. Allerdings kommt der VGN mit dann 2,6 Millionen Einwohnern nicht an die fünf Millionen des RMV heran. Absolut uneinholbar bleibt der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) als größter Verbund Deutschlands, mit 5,9 Millionen Einwohnern und einer Fläche von 30.367 Quadratkilometern.
Weiterer Ausbau der Infrastruktur
Viel Bewegung gibt es auch im Schienennetz des VGN. Am deutlichsten spüren das die Fahrgäste in diesem und dem folgenden Jahr durch den Ausbau der S-Bahnstrecken nach Erlangen und Forchheim, Neumarkt, Ansbach sowie von Lauf nach Hartmannshof. „Leider kommt es auch zu unvermeidlichen Einschränkungen im Verkehrsangebot, bis hin zu Streckensperrungen", berichtet Weißkopf. So fallen zum Beispiel an diesem Wochenende von Samstagabend bis zum Betriebsbeginn am Montagmorgen fast alle Züge auf der R5 von Nürnberg nach Neumarkt aus, ebenso einzelne S-Bahnen zwischen Nürnberg und Feucht. Wegen eines Weichenumbaus in Fürth ist die R1 im Abschnitt Nürnberg - Siegelsdorf betroffen, ebenso die R12 zwischen Fürth und Siegeldorf. Völlig gesperrt ist am Wochenende die R11 nach Cadolzburg. In allen Fällen werden die Züge durch Busse ersetzt, zwischen den Hauptbahnhöfen Nürnberg und Fürth wird auf die U-Bahn verwiesen. Ähnliche Einschränkungen wird es an weiteren Wochenenden in diesem Jahr geben.
Komplette Sperrungen stehen dann in den Sommerferien an. Zwischen Forchheim und Bamberg wird von Anfang August bis zum Ende der Ferien kein Zug mehr fahren, nur eingeschränkt wird zwischen Forchheim und Nürnberg verkehrt. Für diesen Zeitraum wird aber ein ausgeklügelter Schienenersatzverkehr angeboten, mit einem Schnellbus zwischen Nürnberg und Bamberg und weiteren Bussen zwischen Forchheim und Bamberg sowie Erlangen und Bamberg.
Eine Totalsperrung wird es im Sommer auch zwischen Lauf und Hersbruck auf der linken Pegnitzstrecke geben. Als Ersatz werden ebenfalls Busse eingesetzt. Weitere Totalsperren stehen in 2010 auf den Strecken nach Neumarkt und Ansbach an.
Ein bereits 2008 eingerichteter Arbeitskreis S-Bahn-Baustellen sorgt für eine umfassende Information der Fahrgäste. Im Internet wird unter www.vgn.de sowie http://bauarbeiten.bahn.de/bayern und www.bahn.de/aktuell informiert. Auch Flyer und Plakate sorgen für die Information der Fahrgäste.
Planen für die Zukunft
„Mit dem aktuellen Ausbau von vier S-Bahnstrecken machen wir einen riesigen Fortschritt. Schließlich verdreifacht sich damit die Länge des Streckennetzes der Nürnberger S-Bahn. Es ist allerdings notwendig, die Möglichkeiten für einen zukünftigen Ausbau noch überall dort zu prüfen, wo bereits heute Kapazitätsengpässe bestehen oder größere Fahrgastpotentiale zu erwarten sind", erklärt Weißkopf.
Auf den Weg gebracht wurde gerade eine Untersuchung eines S-Bahn-Systems im sogenannten Sektor Nordost, also auf den Strecken Nürnberg - Lauf - Simmelsdorf-Hüttenbach sowie Nürnberg - Lauf - Hersbruck - Neuhaus. Unter Federführung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) und unter Mitwirkung des VGN laufen derzeit Fahrplanstudien zu einem zukünftigen Verkehrsangebot. Im Anschluss sollen die erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen quantifiziert sowie Potentialanalysen für die einzelnen Planfälle durchgeführt werden. Am Ende steht eine Nutzen-Kosten-Untersuchung nach den Vorgaben der Standardisierten Bewertung. Diese ist Voraussetzung für die Finanzierung umfangreicher Verkehrsprojekte.
Mit Nachdruck verfolgt die Verbundgesellschaft im Auftrag des ZVGN (Zweckverband der kreisfreien Städte und Landkreise im VGN) das Ziel auch für den Westkorridor, auf der Strecke Nürnberg - Fürth - Neustadt/Aisch - Würzburg, eine Untersuchung zu einem weiteren Ausbau in Auftrag zu geben. Bereits heute ist diese Strecke über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus belastet. Es besteht die Gefahr, dass der Nahverkehr durch die Trassenbelegung von Fern- und Güterverkehr zunehmend ins Hintertreffen gelangt. Ziel ist es aus Sicht des VGN, die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Kapazitätserweiterung zu belegen um auch auf dieser Strecke Verbesserungen für den Nahverkehr zu erreichen. Dieses wird auch durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie unterstützt. Eine Studie soll noch in diesem Jahr von der BEG in Auftrag gegeben werden.
Eine Nutzen-Kosten-Untersuchung ist auch für eine Verlängerung der U3 in den Landkreis Fürth in Bearbeitung. Erste Zwischenergebnisse wurden bereits in einem projektbegleitenden Arbeitskreis behandelt. So wurden zwei unterschiedliche Varianten untersucht, für die im Ergebnis jeweils ein gesamtwirtschaftlicher Nutzen nachgewiesen werden konnte. Dieser ist Voraussetzung für eine spätere Finanzierung des Projekts.
In Variante 1 erfolgt die Anbindung der Stadt Oberasbach im Zuge der Rothenburger Straße unterirdisch. In Variante 2 erfolgt die Anbindung Oberasbachs im Zuge der Bibertbahntrasse oberirdisch mit einer zusätzlichen Station Altenberg (am Verzweigungspunkt des Oberasbacher und Zirndorfer Astes). Die Trasse in Richtung Zirndorf ist in Variante 1 und 2 identisch. Für beide Varianten ist in der Haupt- und Normalverkehrszeit ein 10 Min.-Takt, abends ein 20 Min.-Takt vorgesehen.
Für beide Varianten konnte der Nachweis eines gesamtwirtschaftlichen Nutzens geführt werden: die Bewertung ergibt für die Variante 1 einen Nutzen-Kosten-Indikator von 1,2 und für die Variante 2 einen Wert von 1,15.
Obwohl die Kosten für die oberirdische Variante geringer sind, ist der gesamtwirtschaftliche Nutzen-Kosten-Indikator im Vergleich zur unterirdischen Variante geringer, da in der Variante 2 die fernere Lage zu den Siedlungsschwerpunkten und die Reisezeitverlängerung durch den zusätzlichen Halt Altenberg zu einem spürbar geringeren Nutzen führen.
In einem weiteren Schritt wurde für beide Varianten eine Folgekostenrechnung nach der Standardisierten Bewertung durchgeführt. Diese weist im Saldo den Zuschussbedarf für den laufenden Betrieb aus, der von den kommunalen Gebietskörperschaften getragen werden muss. Die Ergebnisse werden am Abend des 19. März der Kommunalpolitik vorgestellt.
Zur Stadt-Umland-Bahn Erlangen läuft derzeit eine Preisanfrage an fünf Gutachter zur Erstellung der Standardisierten Bewertung. Es sollen zwei Planfälle betrachtet werden: das sogenannte StUB-T-Netz mit einer Verbindung von Thon nach Erlangen und einer Ost-West-Verbindung von Eschenau nach Herzogenaurach sowie ein regional optimierten Busnetz, für das auch zusätzliche Bus-Infrastruktur unterstellt werden soll.
Es gibt im Zusammenhang mit der Untersuchung noch einige offene Fragen, dazu gehört die Frage der Regnitztalquerung in Erlangen (Kosbacher Brücke), der Trassenverlauf östlich von Erlangen (hier muss noch die Voraussetzung einer Umgehungsstrasse im Schwabachtal geklärt werden) sowie Trassenalternativen im Westen, die von einer Bürgerinitiative in die Diskussion gebracht werden. Zu diesen Alternativen wird im Rahmen des Gutachtens eine Grobabschätzung verkehrlicher Art vorgeschaltet, um objektiv zu klären, welche Trasse unter dem Fokus einer regionalen Schienenverbindung die wirksamere ist.